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Optimierung technologischer Parameter zur Minimierung der Bildung von 4-Vinylbenzol (Styrol) beim Brauprozess unter Erhaltung des typischen Aromas von Weizenbier

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: AiF 16301 N
Laufzeit: 01.01.2010 - 31.12.2011
Fördersumme: 506.650 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

4-Vinylbenzol (Styrol) ist Ausgangsprodukt der Herstellung von Polystyrol, das als Verpackungsmaterial, u.a. bei Milchprodukten, eingesetzt wird. Aufgrund seiner gesundheitsschädlichen Wirkung muss im Verpackungsmaterial die Anwesenheit von monomerem Styrol, und insbesondere dessen Migration in das Lebensmittel vermieden werden. Styrol kommt aber auch als natürlicher Bestandteil in zahlreichen Lebensmitteln vor, und aktuell mehren sich Informationen über das Vorkommen von Styrol in Weizenbier (Untersuchungen Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Ergebnisse unveröffentlicht). Von der „International Agency for Research on Cancer” (IARC) ist Styrol in die Gruppe 2B als „possibly carcinogenic to humans“ eingestuft worden. Von der WHO wurde im Rahmen der Bewertung von Trinkwasser ein TDI-Wert (tolerierbare tägliche Aufnahme) von 7,7 μg/kg Körpergewicht abgeleitet. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat zudem in einer Pressemitteilung am 31.08.2006 erstmals über Hinweise auf eine mögliche tumorauslösende Wirkung von Styrol beim Menschen berichtet, basierend auf Daten aus Versuchen an Mäusen. Obwohl in dieser Studie die Bildung des eigentlich toxikologisch relevanten Metaboliten Styroloxid nach inhalativer Styrol-Aufnahme unter Einwirkung der erstmalig im menschlichen Lungengewebe identifizierten Enzyme beschrieben wird, schlussfolgert das BfR, dass diese Erkenntnisse zu einer Neubewertung des Risikos führen werden. Im Interesse der Industrie ist es, den Gehalt an Styrol in Bier, insbesondere in Weizenbier, zu minimieren. Insbesondere der Bildungsmechanismus des Styrols bedarf einer systematischen Untersuchung, da bisher über die Vorstufen in den Rohstoffen und den Bildungsweg beim Brauprozess keine belastbaren Daten vorliegen. Diese Daten werden aber für gezielte Minimierungsstrategien im Brau- und Mälzprozess benötigt. Daher muss sowohl der rohstoff- als auch der brauprozessseitige Einfluss auf die Styrol- Bildung untersucht werden. Generell ist hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung zu beachten, dass eine in der breiten Öffentlichkeit geführte Diskussion über Styrol- Gehalte in Bier, die sich bis jetzt auf Fachkreise beschränkt, der Akzeptanz von Weizenbier als AiF 16301 N 2 natürliches Produkt erheblich schaden kann und somit den mittelständisch strukturierten Brauereien erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen würde. Die sichere Kenntnis über Bildungsabläufe in Abhängigkeit von Rohstoff und Prozess kann aber eine unsachliche Behandlung des Themas „Styrol in Bier“ in der Öffentlichkeit bereits im Vorfeld verhindern. Da die Problematik in erster Linie Weizenbier-Brauereien betrifft, bei denen es sich in der Mehrzahl um kleine und mittelständische Unternehmen handelt, ist der mögliche Imageschaden für die gesamte Branche immens, selbst wenn nur vereinzelt festgestellte, höhere Styrol-Konzentrationen in Bier an die Öffentlichkeit gelangen. Strategien zur Minimierung des Gehalts an Styrol müssen allerdings auch berücksichtigen, dass strukturanaloge Verbindungen (Vinylaromaten) wesentlich am Aroma von Weissbier beteiligt sind, denn auch diese entstehen erst im Verlauf des Brauprozesses aus geeigneten Vorläufern in den Rohstoffen. Wie die Literaturübersicht zeigt, werden die Einflussgrößen auf die Bildung von Styrol bzw. den analogen Vinylaromaten beim Brauprozess widersprüchlich diskutiert. Offenbar kann Styrol auf verschiedenen Wegen beim Brauprozess entstehen. Untersuchungen zur Bildung der analogen Vinylaromaten 4-Vinylphenol und 4-Vinyl- 2-methoxyphenol haben zudem gezeigt, dass die Phenole in Abhängigkeit von unterschiedlichen Rohstoffen und Hefestämmen sowie variierender Prozessparameter beim Maischen, bei der Kochung, Gärung und Lagerung in unterschiedlichen Mengen entstehen. Da zur Korrelation von Vorstufenkonzentrationen (Phenolcarbonsäure) zur Menge von Vinylaromaten, insbesondere zu Styrol, nahezu keine Daten vorliegen, soll diese Lücke durch das vorliegende Vorhaben geschlossen werden. Auf der Basis der Ergebnisse sollen die Brauereien dann in die Lage versetzt werden, beim Brauprozess niedrige Styrol-Gehalte unter Beibehaltung wichtiger Aromastoffe, u.a. von 4-Vinyl-2- methoxyphenol, zu generieren. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, den Styrol- Gehalt in Weizenbieren/Bieren zu minimieren und dadurch die Produktsicherheit zu gewährleisten bzw. zu erhöhen. Dazu sollen zunächst der Einfluss der verwendeten Rohstoffe, wie Weizenmalz, Gerstenmalz und unterschiedliche Mischungen, sowie die einzelnen Schritte des Brauprozesses, insbesondere beim Maischverfahren, der Würzekochung sowie Gärung und Lagerung nebst Hefestamm auf ihren Beitrag zur Styrol-Bildung untersucht werden. Mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen sollen im zweiten Schritt rohstoffseitige und technologische Handlungshilfen für eine gezielte Minimierung abgeleitet werden.

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Fachgebiete

Ausführende Einrichtung

Fachgebiet Brauwesen

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