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Aus dem Wald auf den Teller - Kontamination von Wildfleisch aus dem Jagdbetrieb durch Geschosspartikel. Eine Studie zu Geschossabrieb und -fragmentierung.

Projekt


Förderkennzeichen: BfR-SiN-08-1322-685
Laufzeit: 01.01.2017 - 31.12.2017
Forschungszweck: Angewandte Forschung

In Deutschland werden pro Jahr etwa 23.500 t Wildfleisch-zumeist vom Wildschwein (Sus scrofa) 11.145 t, Rehwild (Capreolus capreolus) 8.421 t und Rothirsch (Cervus elaphus) 3.885 t (alle Zahlen Deutscher Jagdverband, 2015) erlegt und verzehrt. Zusätzlich wurden in den Jahren 2010 bis 2014 im Mittel 19593 t Wildschwein und Fleisch anderer Paarhufer importiert (EMA, Bonn 2015, nach DJV 2015). Etwa ein Drittel der Importe erfolgten aus Drittländern (Australien, Neuseeland, Südafrika) und zwei Drittel aus EU-Staaten. In Deutschland verkauftes Wildfleisch wird damit zu 55% in Deutschland, zu 27% in anderen EU-Staaten und zu 18% in Drittländern produziert. Als ''Produktionsmethode'' wird im Zusammenhang der Bejagung von Wildtieren in Deutschland, u. a. zur Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels, der Schuss in lebenswichtige Organe des Tieres mit einem für den Zweck der Tötung von Wildtieren im Jagdbetrieb bestimmten Geschoss aus einem für diesen Zweck bestimmten und den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Jagdgewehr durch eine für die Ausübung dieser Tätigkeit sachkundig geprüfte Person verstanden. In eigenen Studien hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) festgestellt, das das Fleisch von im Jagdbetrieb getöteten Tieren (Wildfleisch) mit Geschossmaterial zum Teil so durchsetzt sein kann, das ein Entfernen der Partikel durch lebensmittelhygienische Schritte nicht gewährleistet werden kann (BfR, 2014). Das BfR hat in verschiedenen Veranstaltungen über das Thema aufgeklärt und Empfehlungen für die Jägerschaft herausgegeben, wie diese Kontaminationen verringert oder ganz vermieden werden können. Bis zum Greifen dieser Maßnahmen einerseits und andererseits der Tatsache Rechnung tragend, dass rund 45 % des in Deutschland verzehrten Wildfleisches außerhalb des Geltungsbereiches des Bundesjagdgesetzes produziert werden, sollten künftig stichprobenartige Untersuchungen von Wildfleisch durchgeführt werden können. Dazu soll ein Standardverfahren für routinemäßige Untersuchungen von auf der Jagd erlegtem Wild mittels radiologischer Verfahren zur Detektion von Geschossresten in den unterschiedlichen Zerlegungs- bzw. Aufbereitungsstadien des Wildkörper im Produktionsablauf'' erarbeitet werden. In einer weiterführenden Studie des BfR (2015, unveröffentlicht) wurde der Einfluss verschiedener, küchenmäßiger Zubereitungsarten (Braten ohne Beizen, Beizen und Braten) auf die Bioverfügbarkeit untersucht. Dazu wurde Rehfleisch von mit gängiger Muntion erlegten Tieren gewonnen, zubereitet und in homogenisierter Form in einem genehmigten Fütterungsversuch an Hausschweine verfüttert, denen nach der Mahlzeit Blut abgenommen wurde. Dieses wurde auf den Bleigehalt untersucht. Auch in diesem Zusammenhang wurde deutlich, das eine genauere Kenntnis von Abrasionen und Zersplitterung als Formen von Ablagerungen von Geschossmaterial im Tierkörper als Häufigkeitsverteilungen der Splittergrößen (Kantenlängen, ggf. Oberflächen)und Splittermassen für ein Verständis der Bioverfügbarkeit und Toxikokinetik notwendig ist. Nach Literatur gibt es zu diesem Zweck noch kein Standardverfahren. Gremse et al. 2014 beschreiben die Möglichkeiten der Nutzung computertomographischer Untersuchungen und bildgebender Analyseverfahren zur Detektion und Auszählung von Geschosssplittern in Beschussmedien (Auflösung bis 0,3 mm). In einem weiterführenden Versuch (laufend und unveröffentlicht)wurden die Möglichkeiten der Nutzung von micro-CTs untersucht (Auflösung bis 0,01 mm). Exemplarisch wurde an einem Reh (Capreolus capreolus) nach dieser Methode untersucht (BfR, 2015), wie 1) durch den Erlegungsvorgang Metallpartikel im Wildkörper verteilt werden und 2) deren Anzahl durch wildbrethygienische Verarbeitungsschritte im schlussendlich verkehrsfähigen Schlachtkörper reduziert wird. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse der Erfassungsmethode durch Untersuchung des Tierkörpers in verschiedenen Verarbeitungsschritten im Computertomographen (CT) durch Vergleichsaufnahmen im Röntgengerät verglichen. Die Ergebnisse wurden am Stand des BfR auf der „Internationalen Grünen Woche 2016“ in Berlin in Form eines Posters ausgestellt. In dem hier geplanten Vorhaben sollen die Möglichkeiten der oben genannten Verfahren weiter untersucht, im zweiten Schritt standardisiert, und um nanotechnologische Verfahren (z. B. Feld-Fluss-Fraktionierung) erweitert werden.

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