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Mikrobielle Kontamination von Küchenschwämmen

Projekt


Förderkennzeichen: BfR-BIOS-08-1322-708
Laufzeit: 01.01.2018 - 31.12.2019
Forschungszweck: Experimentelle Forschung

Lebensmittelbedingte Erkrankungen werden am häufigsten durch Mikroorganismen verursacht, wobei die Gründe für den Eintrag von Krankheitserregern in das Lebensmittel vielfältig sind. So können Bakterien über kontaminierte Lebensmittel (tierischen und pflanzlichen Ursprungs) und Materialien in die Küche gelangen oder auch durch Familienmitglieder und Haustiere eingetragen werden. Ein Erkrankungsrisiko entsteht dann, wenn Personen eine bestimmte Menge der Krankheitserreger zu sich nehmen. Deshalb ist es von höchster Bedeutung durch die Einhaltung adäquater Küchenhygiene dafür zu sorgen, dass in die Küche eingetragene Mikroorganismen nicht in der Küche verteilt werden, sich nicht ungehindert vermehren können und nicht auf Lebensmittel übertragen werden (z.B. während der Zubereitung). Dafür ist unter anderem eine gründliche und regelmäßige Reinigung der Arbeitsflächen und Küchenutensilien notwendig, wozu in der Regel Küchenschwämme und Abwaschlappen (neben Spülmaschinen) genutzt werden. Bei der Untersuchung verschiedener Oberflächen, Orte und Materialien in der Küche von Privathaushalten wurde gezeigt, dass insbesondere Schwämme und Lappen stark mit Bakterien besiedelt sind. Die Kolonisierung von Küchenschwämmen erfolgt nicht homogen. Stattdessen sind insbesondere auf der Schwammoberfläche dichte, biofilm-ähnliche Bakterien-Cluster nachweisbar. Solche Cluster wurden in vorangegangenen Studien mittels Elektronenmikroskopie sowie FISH-Hybridisierung visualisiert. Schwämme aus unterschiedlichen Haushalten weisen eine ähnliche Mikrobiota auf. Cardinale et al. bestimmten Vorkommen und Häufigkeit von Bakterien in 14 Schwämmen aus verschiedenen Haushalten mittels Metagenomanalyse. Gammaproteobacteria dominierten innerhalb der Schwamm-Mikrobiota und fünf der zehn häufigsten taxonomischen Einheiten waren nahe verwandt mit Risikogruppe 2-Spezies (z.B. Chryseobacterium sp., Moraxella sp., Acinetobacter sp.). In den 14 Schwämmen aus verschiedenen Haushalten wurden am häufigsten operational taxonomic units (OTU) mit hohem Verwandtschaftsgrad zu Moraxella osloensis, Chryseobacterium hominis, Acinetobacter johnsonii, Acinetobacter pitii, Acinetobacter ursingii, Pseudomonas cremoricolorata, Agrobacterium tumefaciens, Sphingobium yanoikuyae, Brevundimonas diminuta und Chryseobacterium haifense nachgewiesen. Diese OTUs wurden in unterschiedlicher Kombination in allen oder fast allen untersuchten Schwämmen identifiziert. Interessanterweise wurden in der untersuchten Stichprobe bakterielle Erreger, die mit lebensmittelbedingten Erkrankungen assoziiert sind, nur selten (z.B. Enterobacteriaceae, Staphylococcus sp. und Streptococcus sp.) beziehungsweise gar nicht nachgewiesen (z.B. Salmonella sp., Proteus sp. und Campylobacter sp., Listeria sp.). In anderen Studien erfolgte allerdings ein mikrobiologischer Nachweis dieser klassischen mit Lebensmittelausbrüchen assoziierten bakteriellen Erreger in Küchenschwämmen und -lappen. Schwämme bilden nicht nur einen idealen Nährboden für die Ansiedlung und Vermehrung von Bakterien, sondern tragen zusätzlich zu einer Verbreitung dieser innerhalb der Küche bei. In experimentellen Settings wurde gezeigt, dass die Nutzung kontaminierter Schwämme zur Reinigung von Küchenoberflächen zu einer Kreuzkontamination führt. Insbesondere durch die Zubereitung von rohem Hähnchenfleisch erfolgt häufig ein Eintrag von Lebensmittel-assoziierten Krankheitserregern in die Küche. Der Bericht zum Zoonosenmonitoring 2016 belegt, dass Hähnchenfleisch häufig mit Campylobacter sp. (47,2%), ESBL-/AmpC-produzierenden E. coli (49,8%) bzw. Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (13%) kontaminiert ist. Salmonellen wurden in 4.7% der untersuchten Proben detektiert. Im Rahmen dieses Projekts sollen die Besiedlungsfähigkeit und Vermehrung relevanter Lebensmittel-assoziierter Krankheitserreger in dem Umwelthabitat Schwamm unter Berücksichtigung folgender Aspekte untersucht werden: a. Generelle Möglichkeit der Besiedlung sowie Überlebensfähigkeit in Abhängigkeit von der Zeit (Darstellung mittels FISH-CLSM) b. Lokale Verteilung im Schwamm in Abhängigkeit von der Zeit (Darstellung mittels FISH-CLSM) c. Änderung der quantitativen Zusammensetzung der Mikrobiota über einen längeren Besiedlungszeitraum (Metagenom-Analyse) Darüberhinaus soll die potenzielle Übertragbarkeit bakterieller Infektionserreger durch die Nutzung von kontaminierten Küchenschwämmen während der Reinigung von Oberflächen untersucht werden.

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