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Wertprüfungen für den ökologischen Landbau

Projekt


Förderkennzeichen: 2803OE671
Laufzeit: 15.03.2004 - 12.02.2009
Fördersumme: 186.775 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

In den letzten Jahren ist die Bedeutung des ökologischen Landbaus in Deutschland leicht angestiegen. In dem Zusammenhang ist die Frage entstanden, ob die Notwendigkeit besteht, Sorten für den ökologischen Landbau im Verfahren zur Eintragung in die Sortenliste regelmäßig unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus zu prüfen. Weiterhin war die Frage zu klären, ob die derzeit geltenden Richtlinien für die Durchführung von Wertprüfungen auch für die Zwecke des ökologischen Landbaus ausreichend sind. Um diese Frage zu klären hat das Bundessortenamt im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau ein Forschungsprojekt initiiert. Umfang und Ausgestaltung des Forschungsprojekts. Das Forschungsprojekt 'Wertprüfungen für den ökologischen Landbau' wurde im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau für die Arten Winterweichweizen, Sommergerste und Kartoffel in den Jahren 2005 und 2006 durchgeführt. Der Umfang und die inhaltliche Ausgestaltung der Öko-Wertprüfung wurden gemeinsam mit einem beratenden Ausschuss aus Ökoverbänden, Pflanzenzüchtern und Länderdienststellen festgelegt. Die Prüfsortimente umfassten neben den bundesweit festgelegten Standardsorten bei Weizen weitere Sorten, die im ökologischen Landbau eine gewisse Bedeutung haben. Bei Gerste wurden Futter- und Brautypen geprüft und bei Kartoffel Speisesorten der frühen und mittelfrühen Reifegruppe. Die konventionelle Wertprüfung wurde bei Weizen und Gerste zweifaktoriell mit einer Anbaustufe ohne Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern (für die Anbau- und Resistenz- und Ertragseigenschaften) und einer Anbaustufe mit ortsüblicher chemischer Behandlung (für die Back- bzw. Brauqualität und den Ertrag) durchgeführt. Bei Kartoffel war die Prüfung einfaktoriell mit Einsatz von Fungiziden und Insektiziden. Die Öko-Wertprüfungen wurden auf Feldern mit langjähriger ökologischer Bewirtschaftung angelegt. Das Prüfungssaatgut wurde nicht gebeizt. Es wurden keine chemischen Behandlungsmittel oder mineralischen Dünger eingesetzt. Bei Kartoffel durfte lediglich Neem gegen den Kartoffelkäfer eingesetzt werden, Fungizide (auch auf Kupferbasis) waren untersagt. In den Öko-Wertprüfungen wurden noch folgende zusätzliche Feststellungen getroffen: Bei Weizen und Gerste die Massenbildung nach Vegetationsbeginn bzw. nach Aufgang, die Schätzung des Bodendeckungsgrades und Haltung des Fahnenblattes (alle Feststellungen zur Einschätzung des Beikrautunterdrückungsvermögens einer Sorte) sowie bei Weizen an den Ernteproben neben den üblichen Mahl- und Backeigenschaften der Feuchtklebergehalt und der Glutenindex. Bei Kartoffel erfolgte zusätzlich eine Untersuchung zu Sortenunterschieden im Zeitpunkt des Knollenansatzes. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass die Wertprüfung im ökologischen Landbau im Wesentlichen zu identischen Sortenbeschreibungen wie die Wertprüfung im konventionellen Landbau führt. Damit werden ältere Erkenntnisse eines Vergleichsanbaus bestätigt, den das Bundessortenamt von 1985 bis 1988 gemeinsam mit dem Fachbereich ökologischer Landbau der Fachhochschule Witzenhausen durchgeführt hat. Natürlich kann sich bei der Sortenwahl im ökologischen Landbau hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Sorteneigenschaften eine andere Gewichtung ergeben. Zum Beispiel sind im ökologischen Landbau Eigenschaften wie die Beikrautunterdrückung oder bei Kartoffel der Knollenansatzzeitpunkt von Bedeutung. Diese Eigenschaften könnten aber auch in der regulären Wertprüfung erfasst werden. Aufgrund der Ergebnisse erscheint eine regelmäßige eigenständige Öko-Wertprüfung nicht gerechtfertigt. Lediglich bei Winterweichweizensorten ergibt sich bei unterschiedlicher Stickstoffversorgung im Öko- und konventionellem Anbau je nach Klebereigenschaft und dem Vermögen, limitierten Stickstoff in Ertrag oder Protein umzusetzen, in der Backqualität eine spezielle Eignung von bestimmten Sorten. Die Backqualität muss deswegen an entsprechend erzeugtem Erntematerial bestimmt werden. Das Bundessortenamt wird auch weiterhin alle zur Zulassung angemeldeten Sorten (auch die für den ökologischen Landbau) in der konventionellen Wertprüfung prüfen. Auf Antrag soll die reguläre Wertprüfung um Eigenschaften ergänzt werden, die im ökologischen Landbau von Bedeutung sind. Auch eine zusätzliche Prüfung unter ökologischen Bedingungen kann auf Antrag in Zukunft durchgeführt werden, allerdings wird diese Prüfung nicht Bestandteil des regelmäßigen Prüfungsrahmens. Ökoprüfung in anderen europäischen Mitgliedstaaten Innerhalb des europäischen Netzwerks der COST ACTION 860 - SUSVAR, in dem das Bundessortenamt Mitglied ist, wurden Informationen über die Prüfung zur Sortenzulassung in anderen Mitgliedstaaten zusammengetragen. Danach liegen Erfahrungen mit Sortenprüfungen im ökologischen Landbau in einigen europäischen Ländern vor. Lediglich in Österreich wurde bislang eine eigene Wertprüfung für Sorten im ökologischen Landbau - hier allerdings nur für Winterweizen und Sommergerste - eingeführt. Die Sorten werden bei diesen Arten je nach Antragstellung nur in einer der beiden Nutzungsweisen - ökologisch oder konventionell - oder in beiden Nutzungsweisen geprüft. In der regulären Wertprüfung der anderen landwirtschaftlichen Arten repräsentiert ein Standort im Prüfnetz den ökologischen Landbau. In der Schweiz wurde (ähnlich wie in Deutschland) in den letzten Jahren ein Modellvorhaben mit Winterweizen durchgeführt, in dem jeweils eine Prüfungsserie im ökologischen und im konventionellen Landbau angelegt wurde. Die Sorten verhielten sich in ihren Eigenschaften in beiden Nutzungsweisen gleichgerichtet. Deswegen wurde in der Schweiz keine eigene Wertprüfung für den ökologischen Landbau eingeführt. Vielmehr wurde ein Standort unter ökologischer Bewirtschaftung in die Regelprüfung von insgesamt zehn Standorten aufgenommen. Erst nach der Eintragung in die Sortenliste werden in der Schweiz erweiterte Prüfungen unter ökologischen Bedingungen für die empfehlende Sortenliste durchgeführt.

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Fachgebiete

Ausführende Einrichtung

Bundessortenamt (BSA)

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