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Risikobasierte Zertifizierung im ökologischen Landbau: Ableitung verbesserter Strategien auf der Grundlage der Daten großer deutscher Kontrollstellen

Projekt


Förderkennzeichen: 2810OE019
Laufzeit: 01.11.2010 - 30.09.2013
Fördersumme: 231.318 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist die Weiterentwicklung der risikobasierten Kontrolle im ökologischen Landbau. Dazu wurden die bei den fünf am Projekt beteiligten deutschen Öko-Kontrollstellen existierenden Systeme in einem Workshop diskutiert. Anschließend wurden die Kontrolldatenbanken der Jahre 2009 und 2010 dieser Kontrollstellen in einer zentralen Datenbank zusammengeführt, um anhand einer quantitativen Analyse der Kontrolldaten das Risiko für Abweichungen von der EG-Öko-Verordnung zu untersuchen. Dieser Ansatz und die verwendete Methode stellen eine Erweiterung der bislang überwiegend qualitativen Bewertung dieses Risikos dar. Der erste Schritt bestand in einer deskriptiven Analyse der Eigenschaften der Betriebe, deren Erzeugungsstruktur, der Kontrollhäufigkeiten sowie den daraus resultierenden Kontrollergebnissen bzw. Maßnahmen und Sanktionen. Dabei wurden Unterschiede zwischen den Kontrollstellen hinsichtlich der Struktur der kontrollierten Betriebe festgestellt. Diese Unterschiede betreffen die Verteilung der kontrollierten Betriebe über die Bundesländer, den Anteil bestimmter Betriebstypen, wie z.B. Streuobst- oder Weinbaubetriebe, als auch den Anteil der Betriebe, die einem Öko-Anbauverband angehören. Dies sind Eigenschaften, die das Vorkommen und die Aufdeckung von Abweichungen und letztlich somit das Kontrollergebnis beeinflussen können. In der Folge ist es nicht verwunderlich, dass zwischen den Kontrollstellen unterschiedliche Anteile der sanktionierten Betriebe auftreten. Bemerkenswert ist jedoch, dass die schwerste Sanktion (Vermarktungsverbot) in den Daten nicht dokumentiert ist. Deutliche Unterschiede bestehen zwischen den Kontrollstellen bei der Aussprache leichter Maßnahmen (bzw. Sanktionen), wie z.B. einem schriftlichen Hinweis oder Nachkontrollen. Der Anteil der erheblich sanktionierten Betriebe (Abmahnung und Entfernung des Öko-Hinweises von einer Partie) lag im Untersuchungszeitraum im Mittel aller Kontrollstellen bei 6,4 %. Das Auftreten einer erheblichen Sanktion wurde in den statistischen Modellen als abhängige Variable genutzt und näher untersucht. Zur Erklärung des Auftretens einer erheblichen Sanktion wurden Logit-Modelle bzw. eine logistische Regression angewandt. Anhand dieser Modelle wurde unter Nutzung der allgemeinen Eigenschaften des Betriebs (bewirtschaftete Fläche, Öko-Kontrollerfahrung, Verbandsmitgliedschaft) und den Eigenschaften der pflanzlichen und tierischen Produktion die betriebsspezifische Wahrscheinlichkeit einer erheblichen Sanktion geschätzt. Als die Sanktionswahrscheinlichkeit erhöhende erwiesen sich dabei hauptsächlich die Betriebsgröße (gemessen anhand der bewirtschafteten Fläche), die Bewirtschaftung von Umstellungs- oder konventioneller Fläche, der Anbau von Gemüse sowie die Haltung von Rindern, Schweinen und Geflügel. Die Wahrscheinlichkeit einer erheblichen Sanktion ist geringer bei Betrieben, die Dauergrünland, Streuobst und Trauben anbauen. Diese Modelle, welche zunächst nur die Eigenschaften der Betriebe abbildeten, wurden anschließend erweitert. Dazu wurde ein Modell jeweils um eine Variable für ein Bundesland erweitert, um den Einfluss der für die Umsetzung der EG-Öko-Verordnung in diesem Bundesland zuständigen Behörden, zu untersuchen. Analog wurde zur Analyse des Einfluss einer Kontrollstelle vorgegangen. Eine weitere Ergänzung bestand darin, frühere Sanktionen als erklärende Variable für das Auftreten einer erheblichen Sanktion zu nutzen (aufgrund des zweijährigen Untersuchungszeitraums konnten die entsprechenden Modelle nur für das Jahr 2010 geschätzt werden). Schließlich wurden diese Modellerweiterungen kombiniert, um den Einfluss der Kontrollstelle, des Bundesland und jenen früherer Sanktionen gemeinsam zu untersuchen. In diesen Modellen zeigten sich für vier der fünf Kontrollstellen und für zwei der untersuchten drei Bundesländer stabile und signifikante Einflüsse auf die Sanktionswahrscheinlichkeit. Da der Einfluss der Eigenschaften der Betriebe in den Modelle abgebildet ist und damit sozusagen kontrolliert ist, sind dies starke Indizien für eine nicht-einheitliche Umsetzung der EG-Öko-Verordnung. Aus den Ergebnisse der statistischen Analyse und deren Diskussion mit den am Projekt beteiligten Kontrollstellen werden Empfehlungen zur weiteren Entwicklung des Systems risikobasierter Kontrollen abgeleitet. Diese richten sich an Öko-Kontrollstellen, die das Kontrollsystem überwachenden Behörden der Länder und an die Forschungspolitik, um die Effizienz des Öko-Kontrollsystems zu erhöhen.

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