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Belastung von Wildfleisch durch Splitter von bleihaltiger Munition

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: MRI-FL-08-4037
Laufzeit: 01.02.2014 - 31.12.2016
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Abhängig von Form und Konstruktion deformieren sich die Geschosse von bleihaltiger Jagdmunition nach dem Eindringen in den Wildkörper und geben unzählige Partikel in einem breiten Gewichtsspektrum ab. Der größte Teil des Geschosses verlässt jedoch den Körper wieder. Da beim Verzehr von Wildfleisch zumindest die kleineren Bleipartikel im sauren Magensaft vollständig in Lösung gehen, stellen diese eine Schwermetallquelle dar, deren Beitrag zum Gesamtinventar des Tiers an Blei um Größenordnungen über der sehr geringen äsungsbedingten „natürlichen“ Bleimenge in der Wildmuskulatur liegen kann. Nationale und internationale Studien unter anderem auch vor dem Hintergrund bei Seeadlern und anderen Greifvögeln auftretender Bleivergiftungen sowie gelegentlich auftauchende Blei-Extremwerte bei der Untersuchung von Wildproben durch die Behörden der Lebensmittelüberwachung bestätigen diese Befunde. Für eine Abschätzung der Schwermetallbelastung durch den Verzehr von Wildfleisch ist es erforderlich, die Masse der verbleibenden Splitter möglichst genau zu kennen. Aufgrund der äußerst inhomogenen Verteilung der Partikel erlauben Stichproben aus dem Muskelgewebe nur eine unvollkommene Abschätzung der Bleibelastung durch die Munition. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass Splitter auch noch in Entfernungen von 30 cm vom Schusskanal entfernt gefunden werden, das beaufschlagte Gewebevolumen also ziemlich groß ist. Bei einer Reihe von mit bleihaltiger Munition erlegten Wildtieren (Rehwild und Wildschweine) soll deshalb das verzehrbare Muskelgewebe innerhalb eines Zylinders mit 30 cm Radius um den Schusskanal komplett abgelöst, trocken verascht (verbrannt), in eine Lösung überführt und der Bleigehalt bestimmt werden. Entsprechend der Jagdpraxis muss das unmittelbar am Schusskanal angrenzende Gewebe abgetrennt und separat untersucht werden. Um die äsungsbedingte homogen verteilte Grundbelastung festzustellen, soll des Weiteren an einigen definitiv nicht mit Splittern belasteten Stellen punktuell Gewebe entnommen und nach dem Standardverfahren mit dem Mikrowellengerät aufgeschlossen werden.

Um die Schwermetallbelastung von mit bleihaltiger Munition erlegtem Rehwild zu untersuchen, wurden die Tiere in drei nach Kontaminationsbedingungen und Verwendung unterschiedliche Gewebearten zerlegt (unmittelbar am Schusskanal angrenzendes, also normalerweise verworfenes Gewebe, splitterbelastete Muskulatur innerhalb eines 30 cm Radius um den Schusskanal und Muskulatur außerhalb dieses Bereichs) und jeweils komplett durch Trockenveraschung aufgeschlossen. Die Bestimmung der Schwermetallkonzentrationen erfolgte mittels Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma. Die ersteren beiden Komponenten umfassten oftmals mehr als die Hälfte des Muskelanteils der Wildtiere. Bei in Treib- oder Drückjagden erlegtem Rehwild waren bis zu 33 % der Geschossmasse in Form von Bleisplittern zu finden. In ca. 500 g Muskelgewebe direkt am Schusskanal konzentrierte sich mehr als 50% der splitterbedingten Bleimenge. Das äsungsbedingte Bleiinventar eines Stücks Reh- oder Schwarzwild wurde von der Bleimenge aus Geschosssplittern um das 400 – 220.000-fache übertroffen. Das Blei aus Geschosssplittern ist allerdings nur zum Teil bioverfügbar. Bei einigen in Ansitzjagd erlegten Tieren zeigte sich allerdings, dass sich (nach Entfernung des direkt am Schusskanal angrenzenden Gewebes) nicht in allen Fällen die potentiell splitterbelasteteten Muskelkomponenten von den unbelasteten Bereichen unterscheiden lassen, wobei allerdings auch der bei dieser Aufschlussmethode höhere „Nulleffekt“ (der durch die Analysenbedingungen verursachte Bleilevel im Vergleich zu einem Mikrowellenaufschluss) eine Rolle spielt. Offensichtlich kann durch Sorgfalt bei der Positionierung des Schusses und der Geschossauswahl die Splitterkontamination von Rehwild in für den Verzehr bestimmten Geweben sehr gering gehalten werden. Ein Knochenkontakt der Geschosse mit erhöhter Freisetzung von Blei kann jedoch nicht immer vermieden werden.

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