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Etablierung und Validierung von molekularbiologischen Methoden zum Nachweis von Toxoplasma gondii in Lebensmitteln

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: BfR-BIOS-08-1322-672
Laufzeit: 01.01.2017 - 31.12.2017
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Einleitung und Stand der Wissenschaft: Mit einer geschätzten Durchseuchungsrate von 30 % zählt die Toxoplasmose zu einer der häufigsten parasitären Zoonoseerkrankungen weltweit. In Deutschland sind 55 % der Bevölkerung seropositv, wobei die jährliche Inzidenz horizontal erworbener Infektionen auf 1.099/100.000 Einwohner geschätzt wird (1). Aufgrund der hohen Krankheitslast, gemessen an behinderungsbereinigten Lebensjahren (DALY), wurde T. gondii in den USA und den Niederlanden als einer der zwei gefährlichsten lebensmittelassoziierten Krankheitserreger eingestuft. Die meisten postnatal erworbenen Infektionen verlaufen asymptomatisch oder resultieren in milden Grippe-ähnlichen Symptomen. Häufiger als bisher angenommen, tritt die okulare Toxoplasmose jedoch auch bei gesunden Erwachsenen auf (2). In Immunsupprimierten kann es zu schweren klinischen Manifestationen und auch zur Reaktivierung latenter Infektionen kommen, die unter Umständen lebensbedrohlich verlaufen können (2). Die größte klinische Relevanz besitzen jedoch Primärinfektionen während der Schwangerschaft, da der Erreger vertikal auf das ungeborene Kind übertragen wird und zu Fehl- und Totgeburten, sowie zu körperlichen und neurologischen Missbildungen führen kann (1). Eine Toxoplasmose kann aber auch horizontal durch Aufnahme infektiöser Parasitenstadien erworben werden, und zwar entweder durch Verzehr kontaminierter Lebensmittel (rohes oder unzureichend erhitztes Fleisch, Gemüse, Früchte, Wasser), oder auch durch Schmierinfektion (Gartenarbeit, direkter Kontakt mit Katzenkot). Es wird geschätzt, dass 50% der T. gondii Infektionen in den USA lebensmittelassoziiert sind. In mehreren europäischen Studien wurde der Verzehr von rohem oder unzureichend erhitztem Fleisch als der wichtigste Risikofaktor für eine Infektion bei schwangeren Frauen identifiziert (2). In Studien zur Seroprävalenz und zum Vorkommen von Gewebezysten in Fleisch wurde eine weite Verbreitung von T. gondii Infektionen in Nutztieren weltweit festgestellt (Schwein, Geflügel, Rind und besonders Schaf und Ziege)(2). Dabei wird bei Tieren aus Freilandhaltung in der Regel eine stärkere Infektionsrate als bei Tieren aus konventionellen Haltungsformen beobachtet (2). Zusätzlich wurde auch der Verzehr von rohen ungewaschenen Früchten und Gemüse als Risikofaktor in mehreren Studien in der EU und China bestimmt. Der Nachweis von T. gondii Oozysten in grünem Blattgemüse und anderem Gemüse in den USA und Polen impliziert, dass auch eine Erregerübertragung durch Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln in Betracht gezogen werden muss. Die epidemiologische Bedeutung der verschiedenen Übertragungswege sowie die Relevanz einzelner Lebensmittel als Infektionsquelle für den Menschen sind noch unzureichend untersucht (2). In Deutschland wurden bisher nur wenige Studien zum Vorkommen von T. gondii Gewebezysten in tierischen Lebensmitteln durchgeführt und Daten zum Vorkommen von T. gondii Oozysten in pflanzlichen Lebensmitteln sind nicht vorhanden. Zielstellung des Projektes: Daten zum Vorkommen von Toxoplasmen in verschiedenen Lebensmitteln in Deutschland und deren Relevanz für den Verbraucher sind kaum vorhanden. Daher gibt es immer wieder Fragen zur Bedeutung von Fleisch/Rohfleischprodukten verschiedener Tierarten als auch von pflanzlichen Lebensmitteln als mögliche Infektionsquelle für den Menschen. Um das Gefährdungspotential abschätzen zu können, das vom Verzehr verschiedener Lebensmittel in Deutschland ausgeht, werden weitere Studien zur Belastung mit T. gondii dringend benötigt. Deshalb sollen die Forschungsaktivitäten im parasitologischen Bereich der Fachgruppe 45 zukünftig auch auf den Nachweis von Toxoplasmen in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln erweitert werden, um mögliche Infektionsquellen für den Verbraucher aufzudecken. Zur Erhebung repräsentativer Daten zum Vorkommen von T. gondii in verschiedenen Lebensmitteln, sind standardisierte, zuverlässige und sensitive Methoden zur Toxoplasma-Diagnostik essentiell und müssen am BfR etabliert werden. Zum direkten Nachweis von T. gondii im Lebensmittel sind mehrere molekularbiologische Methoden in der Literatur beschrieben. Jedoch unterscheiden sich die in parasitologischen Referenzlaboratorien verschiedener EU-Mitgliedstaaten genutzten Methoden stark voneinander und es gibt keine einheitlichen Nachweisverfahren zur Isolierung und Detektion von T. gondii aus Lebensmitteln. Daher sollen im Rahmen dieses Projektes verschiedene molekularbiologische Methoden zum Nachweis von T. gondii in Lebensmitteln etabliert, optimiert, verglichen und schließlich standardisiert und validiert werden. 1. Wilking H et al., Sci Rep 2016; 6: 22551. 2. Tenter AM et al., 2000; 30: 1217-58.

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