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Untersuchung zum Vorkommen von Anthelminthikaresistenzen bei erstsömmrigen Rindern in norddeutschen Milchviehbetrieben

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: TI-OL-08-PID1676
Laufzeit: 01.02.2006 - 28.02.2009
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Magen-Darm-Würmer mit Anthelminthika Resistenz (AR) breiten sich immer weiter aus. Umso wichtiger wird das Erkennen von AR in der ökologischen Tierhaltung. Ein vorbeugender Arzneimitteleinsatz ist ausdrücklich verboten. Medikamente müssen also zuverlässig wirken, um Leiden bei erkrankten Tieren zu vermeiden. Können wir uns auf Entwurmungsmittel verlassen? Im Ökolandbau sollen möglichst wenig Arzneimittel verwendet werden. Beim Weidegang erkranken Jungtiere aber fast unvermeidbar an Wurminfektionen. Nur wenn die eingesetzten Medikamente sicher wirken, sind Leiden und bleibende Schäden an den Tieren zu vermeiden. Während bei den kleinen Wiederkäuern das Problem der AR seit Längerem bekannt ist und bei vielen Schaf- und Ziegenhaltern bereits ins Management-Konzept einbezogen wird, ist beim Rind in Europa noch unklar, wie am besten vorzugehen ist. Das Ziel unseres Eigenmittelprojektes war es, in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover und in Anlehnung an ein EU-weit durchgeführtes Projekt(PARASOL http://cordis.europa.eu/project/rcn/79850_en.html), die Wirksamkeit von zwei gebräuchlichen Wirkstoffen (Albendazol und Ivermectin) auf Praxisbetrieben zu überprüfen. In zwei aufeinanderfolgenden Weideperioden haben wir jeweils 10 Betriebe mit mehr als 10 erstsömmrigen Rindern aufgesucht und mehrmals untersucht. Wir erfassten in Einzeltierkotproben unter anderem die Anzahl der ausgeschiedenen Eier von Magen-Darm-Strongyliden (MDS). Mit Hilfe von Eizahlreduktionstests, die den Unterschied in der Eiausscheidung vor und nach einer Entwurmungsbehandlung detektieren, kann die Wirksamkeit des Medikaments beschrieben werden. Zusätzlich führten wir im Labor dem jeweiligen Wirkstoff angepasste in vitro - Verfahren durch, mit denen AR nachzuweisen ist. Außerdem schätzten wir das Körpergewicht der Jungrinder über ein Maßbandverfahren, um eventuell einen Zusammenhang zur Eiausscheidung zu finden. Gäbe es ihn, könnten einzelne Tiere gezielt zur Entwurmung herausgesucht werden. Einige der teilnehmenden Betriebe haben sich nach einer Anzeige im Bauernblatt selbst zum Versuch gemeldet, die restlichen wurden telefonisch angesprochen. Zunächst stellten wir per Sammelkotproben fest, wann die Herden der Jungrinder eine ausreichende Menge Eier ausschieden. Der Grenzwert lag bei 100 MDS-Eiern pro Gramm Frischkot(EPG). Nach den höchsten EPG - Werten in Einzeltierkotproben wählten wir dann 10 Tiere für den Eizahlreduktionstest aus. Die gesamte Herde der Jungrinder wurde nach individuellem Körpergewicht dosiert entwurmt. Im Jahr 2007 konnten wir zehn Betriebe, davon fünf mit ökologischer Wirtschaftsweise, im Versuch mit Albendazol ausgewerten. Der Wirkstoff Ivermectin wurde in den Jahren 2006 und 2007 auf 8 bzw. 6 Betrieben ausgewertet. Die Albendazol-behandelten Tiere untersuchten wir 7 und 14 Tage nach Medikamenteneingabe erneut, die Ivermectin-behandelten Tiere beprobten wir wiederholt am 14. Tag, am 21. Tag und am 28. oder 35. Tag nach Entwurmung . Dies entspricht dem Protokoll der Welt-Veterinärparasitologen-Vereinigung. Auf dem Trenthorster Versuchsbetrieb wurden zusätzlich alle Jungrinder regelmäßig per Viehwaage gewogen und gleichzeitig maßen wir per Maßband (ANImeter®) den Brustumfang. Zusätzlich wurde ein Body Condition Score nach Edmonson erhoben. In vitro testeten wir, ob bei Ivermectin-behandelten Tieren die Larvenmigration bzw. bei Albendazol-behandelten Tieren der Larvenschlupf gehemmt war. Die Gattungen bestimmten wir nach Larvenkultur molekularbiologisch per Polymerase Kettenreaktion (Polymerase Chain Reaction, PCR); ein Infektionsversuch mit Larven aus Kotproben von einem AR-verdächtigen Betrieb an zwei Kälbern erfolgte ebenfalls.

Die Ergebnisse dieser Feldstudie, durchgeführt in den Jahren 2006 und 2007, lieferten für Deutschland erstmalig Hinweise auf eine verminderte Wirksamkeit von Ivermectin bei der Entwurmung erstsömmriger Kälber. Ähnliches konnte in Belgien und Schweden innerhalb des europäischen PARASOL-Projektes festgestellt werden. Die Wirksamkeit von Ivermectin war 2006 auf 4 von 8 Betrieben und 2007 auf 2 von 6 Betrieben vermindert. Die Reduktion der EPG 14 Tage nach der Behandlung entsprach nicht den internationalen Kriterien für eine volle Wirksamkeit. Bei Albendazol ergab sich dagegen bei allen zehn getesteten Betrieben kein Hinweis auf eingeschränkte Wirksamkeit. Aus den gemessenen Werten zur Körperbeschaffenheit ergab sich, dass ein Rückschluss vom Maßbandwert auf das Körpergewicht zulässig ist (R² = 0.965) und zwischen BCS und Körpergewicht (R² = 0,30) unsicher ist. Zwischen Körpergewicht und Eiausscheidung ergab sich kein gesicherter Zusammenhang. Die in vitro - Methoden zur Feststellung von AR sind erprobt und überprüft worden. Beide Verfahren sind im Prinzip geeignet. Wegen der im Feld vorhandenen Mischinfektionen waren Grenzwerte bei diesem Versuch nur schlecht zu identifizieren. Das erfordert weitere Forschungen. Die PCR ergab in den meisten Proben eine Mischinfektion aus Cooperia spp. und Ostertagia spp. Der Infektionsversuch bestätigte den AR Verdacht, wir konnten aber keinen resistenten Stamm isolieren.

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