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Nanoview – Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung der Nanotechnologien und zielgruppenspezifische Risikokommunikationsstrategien (Nanoview)

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: BfR-RIKO-08-102013
Laufzeit: 01.09.2011 - 31.07.2013
Forschungszweck: Bestandsaufnahme & Abschätzung

Gegenwärtig wird in vielen Ländern diskutiert, ob Nanomaterialien für den Menschen gesundheitsschädliche Effekte aufweisen. Neben unzureichenden Kenntnissen über eine zumutbare Exposition existiert ein niedriger Wissensstand zur Nanotechnologie in der deutschen Bevölkerung. Darüber hinaus zeigte die BfR-Bevölkerungsumfrage im Jahr 2007, dass die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland bezüglich der Nanotechnologie positiv und eher auf Chancen als auf Risiken ausgerichtet ist. Die Neuigkeit und Dynamik der Nanotechnologie führen jedoch dazu, dass die Wahrnehmung nicht stabil ist und sogar stark schwanken kann, wenn diesbezüglich negative Berichterstattungen auftreten. Da derzeit ein verstärkter Informationstransfer zur Thematik Nanotechnologie von Fachmagazinen über Funkmedien in die populären Magazine und Zeitschriften beobachtet wird, ist davon auszugehen, dass sich der Informationsstand in der Bevölkerung gegenüber dieser Technologie erhöht, wodurch die Risikowahrnehmung in erheblichem Maße beeinflusst werden kann. Ziel und Ergebniserwartung: Wesentliche Bestandteile des Projekts „NanoView“ sind ein internationaler Studienvergleich zur Wahrnehmung der Nanotechnologien sowie eine Repräsentativbefragung in der deutschen Bevölkerung – als Weiterentwicklung und Fortführung der BfR-Umfrage von 2007. Auf dieser Grundlage wurden zwei alternative Konzepte für eine zielgruppengerechte Risikokommunikation zu Nanotechnologien in verbrauchernahen Bereichen entwickelt.

Die ausgewerteten Studien zeigen, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, die Wahrnehmung von Nanotechnologien in der Bevölkerung zu messen. Daher ist bei der Analyse der Faktoren, welche die Wahrnehmung beeinflussen, jeweils zu unterscheiden, welches Wahrnehmungsmaß zugrunde liegt. Zur Bekanntheit von und zum Wissen über Nanotechnologien lässt sich folgendes schlussfolgern:

- In vielen europäischen Ländern (z.B. Deutschland, Schweiz, Skandinavien) sowie in den Vereinigten Staaten haben gegenwärtig etwa mindestens zwei Drittel der Bevölkerung schon von Nanotechnologien gehört. Bis zu einem Drittel der Bevölkerung ist der Begriff nicht geläufig.
- Im europäischen Vergleich und auch im Vergleich mit den USA fällt die Bekanntheit in Deutschland hoch aus. Nur in den skandinavischen Ländern und in der Schweiz werden höhere Bekanntheitswerte erreicht.
- Die Mehrheit derer, die in Deutschland bereits von Nanotechnologien gehört haben, schätzt ihren Wissensstand niedrig ein. Gleichwohl kann ungefähr ein Drittel dieses Teils der Bevölkerung Nanotechnologien einigermaßen zutreffend definieren. Auch kann mit dem Begriff eine Reihe von Anwendungsfeldern verknüpft werden. Aus den analysierten empirischen Befunden lassen sich folgende Schlussfolgerungen hinsichtlich der Einstellung zu Nanotechnologien ableiten: - Fragt man die Bevölkerung, ohne sie vorab über Nanotechnologien zu informieren, nach ihrer Einstellung zu dieser Technologie, erhält man überwiegend positive und in weitaus geringerem Maße negative Antworten. Gleichwohl ist ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung diesbezüglich noch unentschieden.
- Auch zeigt sich, dass ein niedriger Anteil von Unentschiedenen in der Bevölkerung nicht automatisch mit einem entsprechend höheren Anteil von positiv Eingestellten einhergeht. Weniger Unentschiedene kann u.a. auch heißen, dass es mehr kritisch Eingestellte gibt. Dies weist darauf hin, dass Prognosen bezüglich der Meinungsbildung zu Nanotechnologien schwierig sind.
- Wird die Einstellung zu Nanotechnologien abgefragt, nachdem man den Befragten Informationen zur Verfügung gestellt hat, hängt die Bewertung der Technologie von der Art der Informationen, d.h. dem Framing, ab. Tendenziell gilt: Je weniger das Framing auf die Risiken abhebt, desto positiver fällt die Einstellung aus.
- Im Vergleich zu anderen Technologien, z.B. GMO oder tierisches Klonen, ist die Bevölkerung gegenüber Nanotechnologien eher positiv eingestellt. Die Auswertung der Studien zeigt zudem, dass die Akzeptanz von Nanotechnologien vom jeweiligen Anwendungsbereich abhängig ist.

Darüber hinaus wird deutlich, dass
- das wahrgenommene Nutzen-Risiko-Verhältnis die Akzeptanz maßgeblich beeinflusst,
- der wahrgenommene Nutzen jedoch kein hinreichender Prädiktor für eine entsprechende Kaufbereitschaft ist,
- die Akzeptanz körpernaher Anwendungen (z.B. Lebensmittel) geringer ausfällt als die für körperferne Einsatzbereiche (z.B. Oberflächenbehandlung, Freizeitgeräte), allerdings mit der Ausnahme medizinischer Anwendungen, da diese teils mit großem Nutzen assoziiert werden,
- die Anwendung im Lebensmittelbereich hingegen überwiegend kritisch betrachtet wird, deutlich kritischer auch als die im Bereich von Lebensmittelverpackungen, und
- länderspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung unterschiedlicher Anwendungsbereiche bestehen können. Zusammenfassung zu Nano-Typen und sozialen Milieus Auf Grundlage der empirischen Daten lassen sich zudem vier Nano-Typen unterscheiden: die Befürworter (22 %), die Skeptiker (19 %), die Vorsichtigen (37 %) und die Uninformierten (21 %). Die Befürworter geben deutlich häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt an, dass sie bereits „etwas“ über Nanotechnologien gehört haben. Die Uninformierten liegen naturgemäß hier deutlich unter dem Bevölkerungsschnitt. Fast vier Fünftel dieses Typus geben an, überhaupt nichts über Nanotechnologien gehört zu haben. Neben den Befürwortern zeigen sich auch die Vorsichtigen überdurchschnittlich wissend. Die Befürworter sind eher männlich und jung. Die Skeptiker sind hingegen eher weiblich und alt. Auch bei den Uninformierten findet sich ein überdurchschnittlicher Anteil von Frauen. Die Nano-Typen verteilen sich zudem teils unterschiedlich auf die verschiedenen sozialen Milieus: Die Befürworter sind überdurchschnittlich oft in den jungen Milieus anzutreffen. Die Skeptiker finden sich eher in den gehobenen und kreativ/kritischen Milieus und weit unterdurchschnittlich in den jungen Milieus. Die Uninformierten sind häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt in den jungen Milieus sowie in den einfachen und prekären Milieus anzutreffen. Die Vorsichtigen hingegen zeigen keine Auffälligkeiten in dieser Hinsicht. Sie entsprechen weitgehend der Milieuverteilung der Gesamtstichprobe. Differenziert man in den verschiedenen Milieus weiter nach Geschlecht, so zeigt sich, dass innerhalb desselben Milieus große Unterschiede zwischen Männern und Frauen auftreten können. So finden sich beispielsweise im gehobenen Milieu überdurchschnittlich viele männliche Befürworter, aber auch überdurchschnittlich viele weibliche Skeptikerinnen. Dieser Befund unterstreicht abermals die große Bedeutung, die das Geschlecht hinsichtlich der Wahrnehmung von Nanotechnologien hat.

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