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Analyse der Entwicklung des ausländischen Angebots bei Bioprodukten mit Relevanz für den deutschen Bio-Markt

Projekt


Förderkennzeichen: 2809OE065
Laufzeit: 01.12.2009 - 31.10.2011
Fördersumme: 105.820 Euro
Forschungszweck: Bestandsaufnahme & Abschätzung

Deutschland ist nicht nur größter Absatzmarkt, sondern auch größter Produzent von Bio-Produkten in Europa. Trotzdem hat der deutsche Handel im Wirtschaftsjahr 2009/2010 je nach Produkt 2 bis 95 Prozent der abgesetzten Produkte, die auch von deutschen Erzeugern hätten produziert werden können, importiert. Dies zeigt dieses Projekt, welches Befragungsergebnisse, Haushaltspaneldaten, Produktions- und Flächendaten sowie Export- und Importmengen zusammengeführt und analysiert hat. Ein überraschendes Ergebnis war der niedrige Importanteil von Getreide mit 15 Prozent. Von Weizen allerdings kamen 21 Prozent der Partien aus dem Ausland. Der Anteil variiert je nach Menge und Qualität der deutschen Ernte, jedoch besteht in Rumänien, Russland und der Slowakei noch deutliches Steigerungspotenzial. Unerwartet hoch fiel mit 24 Prozent der Importanteil von Leguminosen, vor allem Futtererbsen, aus. Die Importe werden eine noch größere Rolle spielen, wenn die 100 prozentige Bio-Fütterung bei Bio-Schweinen und Geflügel Gesetz sein wird. Hierbei spielen auch die Ölsaaten mit den Sojabohnen hinein, die mit durchschnittlich 76 Prozent den größten Importanteil aller untersuchten Produkte aufweisen. Der Anbau in Deutschland ist zwar machbar, aber nicht ganz einfach, so dass hier noch deutliches Ausbaupotenzial besteht. Dies beeinflusst auch die Schweinefleischerzeugung, bei der hohe Futter- und Investitionskosten den Ausbau bremsen, obwohl der Absatz von Schweinefleisch noch lange nicht gesättigt ist. So importiert Deutschland 22 Prozent des Bio-Schweinefleischs. Rindfleisch kommt nur in Kleinstmengen in speziellen Qualitätsprogrammen aus dem Ausland, es gehört somit nicht zu den Importprodukten. Im Gegenteil: Hier wird ein Teil der deutschen Produktion konventionell vermarktet. Bei Eiern haben es deutsche Unternehmen schwer mit dem starken Nachfragewachstum mitzuhalten. Der Inlandsanteil ist trotz hoher Futterkosten aber 2010 wieder auf 80 Prozent gewachsen und hat weiteres Ausbaupotenzial. Bio-Frischkartoffeln zählen zu den mengenmäßig wichtigsten Bio-Frischeprodukten. Sie lagen 2010 nach Bio-Eiern und Bio-Frischgemüse mit einem Anteil von 4,7 Prozent am Bio-Kartoffelmarkt insgesamt an dritter Stelle. Der Importanteil betrug 2009 28 Prozent und wird wahrscheinlich auf diesem Niveau bleiben, da die deutschen Anbauflächen bereits seit Ende der 90iger Jahre stark ausgeweitet wurden und die Läden in der Frühkartoffelsaison gern Importware anbieten. So wird sich am Import von Frühkartoffeln wahrscheinlich wenig ändern. Beim Gemüse sind Möhren das mit Abstand absatzstärkste Produkt und werden auf 14 Prozent der deutschen Möhrenfläche angebaut. Da die einzelnen Betriebe ihre Anbauflächen nicht mehr vergrößern können, importiert Deutschland 48 Prozent der Möhren. Für eine höhere Produktion in Deutschland müssten zusätzliche Betriebe Flächen hinzunehmen. Die sehr hohen Importraten von Fruchtgemüsen wie Tomaten (80 Prozent) und Paprika (90 Prozent) sind der ganzjährigen Nachfrage von Produkten, die in Deutschland nicht immer wachsen, geschuldet. Bei Unterglasgemüse ist jedoch die Nachfrage nach regionaler Ware groß, so dass Anbauausweitungen möglich sind. Bio-Äpfel und Bio-Bananen sind die absatzstärksten Produkte beim Bio-Obst. Bio-Bananen weisen natürlicherweise eine Importrate von 100 Prozent auf, bei den Bio-Äpfeln sind es immerhin noch 50 Prozent im Wirtschaftsjahr 2009/2010. Da genau in diesem Zeitraum die Bio-Apfelfläche ausgeweitet wurde und nun mit 3.000 Hektar etwas mehr als 9 Prozent der gesamten Apfelfläche Deutschlands beträgt, ist bei entsprechenden Witterungsbedingungen mit einer Zunahme der deutschen Produktion und geringerem Importanteil zu rechnen. Deutschland importiert 32 Prozent der Trinkmilch und 26 Prozent der Butter vor allem aus Dänemark und Österreich. Käse dürfte einen ähnlich hohen Importanteil haben. Andere Produkte wie Joghurt und Sahne dagegen kommen nahezu 100 prozentig aus Deutschland. In Milchmengen umgerechnet sind das, ohne die Käseimporte zu berücksichtigen, 16 Prozent der Milch. Zwar wäre es gut möglich, die deutsche Produktion auszuweiten, man steht aber immer in preislicher Konkurrenz zu den beiden Hauptlieferanten, die beide Milchüberschüsse produzieren. Die wichtigsten Lieferländer für Deutschland sind für Getreide Italien, Russland, Kasachstan, Rumänien und die Slowakei. Bei Proteinpflanzen (Futtererbsen, Ackerbohnen, Lupinen) spielt Litauen mit Abstand die größte Rolle, knapp die Hälfte dieser Importe kommt von dort. Für die Ölsaaten einschließlich Sojabohnen sind Rumänien und Italien die wichtigsten Lieferländer, wobei bei Sojabohnen außereuropäische Länder wie Kasachstan, Argentinien, Indien und Brasilien eine zunehmende Rolle spielen. Die Bio-Kartoffelimporte kommen vor allem aus Israel, Ägypten und Österreich. Die Niederlande sind bedeutendster Lieferant von Möhren, Zwiebeln und Eiern. Aus Spanien und Italien kommen vor allem Fruchtgemüse. Israel liefert neben Kartoffeln größere Mengen Paprika und Tomaten. Aus Italien kommt außerdem ein gutes Drittel der in Deutschland verkauften Äpfel. Die Bananen stammen vor allem aus der Dominikanischen Republik, Ecuador und Costa Rica. In vielen genannten Ländern werden weiterhin Bio-Flächen umgestellt und so können weitere Produkte für den internationalen Markt produziert werden. Schon beim jetzigen Verbrauch ist Deutschland auf diese Importe angewiesen, und das besonders bei Produkten, die hier schwer oder nur zu einer bestimmten Saison zu produzieren sind. Bei vielen tierischen Produkten wie Eiern, Milch und Schweinefleisch übersteigt schon jetzt der Verbrauch die deutsche Produktion und bei ausreichender und günstigerer Futterversorgung beständen für diese Produkte noch Möglichkeiten. Denn wenn man die Daten von den ersten drei Quartalen 2011 und Verbrauchertrends 2011 zugrunde legt, scheint der Bio-Markt auch in den kommenden Jahren in deutlichen Raten zu wachsen.

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