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Analyse der Preiselastizität der Nachfrage nach Biolebensmitteln unter Berücksichtigung nicht direkt preisrelevanten Verhaltens der Verbraucher

Projekt


Förderkennzeichen: 2808OE148
Laufzeit: 17.05.2010 - 31.12.2012
Fördersumme: 71.692 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Der Biomarkt ist mit einem Umsatzanteil von rund 3,7 % ein kleines Marktsegment im deutschen Lebensmittelmarkt – allerdings mit großem Nachfrage- und Wachstumspotential. Doch wie steht es um die Zahlungsbereitschaft der Biokäufer? Wie reagieren sie auf Preis- und Einkommensänderungen? Gibt es Unterschiede in der Preissensibilität der Konsumenten zwischen verschiedenen Warengruppen? Und inwiefern unterscheidet sich das Nachfrageverhalten verschiedener Konsumentengruppen? Diesen Fragen wurde im Rahmen des hier vorgestellten Forschungsprojekts nachgegangen. Es wurde die Nachfrage nach Milch, Eiern, Gemüse und Fleisch aus konventioneller und ökologischer Erzeugung in Deutschland auf der Basis von Daten zweier Haushaltspanels der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) analysiert. Die Datengrundlage ist in ihrer Größe und ihrem Informationsgehalt einzigartig, da sie Einkäufe von mehr als 20 000 Haushalten über den Fünfjahreszeitraum von 2004 bis 2008 abbildet. Das angewandte Schätzverfahren bestand aus zwei Schritten. Im ersten Schritt wurde mit einer Probit-Analyse untersucht, welche Faktoren die Kaufwahrscheinlichkeit für die jeweils untersuchten Bioprodukte beeinflussen. Im zweiten Schritt lieferte die Schätzung von Almost Ideal Demand Systemen (AIDS) detaillierte Ergebnisse zu Eigenpreis-, Kreuzpreis- und Ausgabenelastizitäten. Dabei wurden stets die für die jeweilige Warengruppe relevanten Besonderheiten in Bezug auf die Schätzmethodik berücksichtigt. Wichtige Besonderheiten der vorgestellten Nachfrageanalysen sind beispielsweise die Heterogenität von Produkten und Haushalten, dynamische Aspekte der Nachfrage, ein hoher Anteil von Nullbeobachtungen im Datensatz und Aspekte der Preis- und Ausgabenendogenität. Die Ergebnisse unterstreichen: Preise, Einkommen und Gewohnheitsverhalten sind zentrale Determinanten der Nachfrage nach Biolebensmitteln. Soziodemografische Merkmale der Haushalte leisten nur einen vergleichsweise geringen Erklärungsbeitrag. Während bisherige Arbeiten aus den USA stets zu dem Ergebnis kamen, dass die Nachfrage nach Bio-Produkten deutlich elastischer ist als die Nachfrage nach konventionellen Lebensmitteln, zeichnen die hier erzielten Ergebnisse ein differenzierteres Bild. In Warengruppen, in denen Biolebensmitte nur einen geringen Marktanteil haben und Nischenprodukte darstellen, reagieren auch die deutschen Verbraucher sehr preissensibel. In Warengruppen wie Milch, Eier und Frischgemüse, in denen sich Bioprodukte bereits etabliert haben, liegt die Preiselastizität der Nachfrage nach der Biovariante dagegen im unelastischen Bereich und hat sich der Preiselastizität der Nachfrage nach der konventionellen Variante angenähert. Zudem lassen sich Unterschiede in den berechneten Preiselastizitäten zwischen verschiedenen Käufergruppen erkennen. Ergebnisse am Beispiel von Biomilch zeigen, dass Nicht- und Gelegenheitskäufer von Biolebensmitteln deutlich stärker auf Preisänderungen reagieren als Vielkäufer. Es scheint folglich verschiedene Gruppen von Biokäufern zu geben, die sehr unterschiedlich preissensibel nachfragen: Eine Gruppe von „Überzeugungskäufern“, die wenig auf den Preis achtet und eine Gruppe von „Wechselkäufern“, die je nach Verfügbarkeit, Preis oder Verwendungszweck zwischen ökologischen und konventionellen Produkten wechselt. Separate Schätzungen für einzelne Jahre zeigen darüber hinaus, dass die Preiselastizitäten im Zeitablauf abgenommen haben und die Ausgabenelastizitäten gestiegen sind. Das Verbraucherverhalten befindet sich offensichtlich im Wandel, und der Markt für Biolebensmittel entwickelt sich zu einem 'reifen Markt'.

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