Logo des Forschungsinformationssystems Agrar und Ernährung

Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung

Informationsportal des Bundes und der Länder

Dauerhafte Ausweitung des ökologischen Landbaus in Deutschland: Analyse der Ausstiege von Betrieben und Entwicklung eines Konzepts zur nachhaltigen Vermeidung

Projekt


Förderkennzeichen: 2808OE117
Laufzeit: 01.09.2010 - 30.11.2012
Fördersumme: 151.700 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Obwohl die Gesamtzahl der ökologisch bewirtschafteten Betriebe und deren Flächen in Deutschland stetig gestiegen ist, hat es seit Mitte der 1990er Jahre auch zahlreiche Betriebe gegeben, die vom ökologischen auf den konventionellen Landbau zurück umgestellt worden sind. Der Ausstieg aus dem Ökolandbau manifestiert sich öffentlich nachvollziehbar unter anderem darin, dass sich die Betriebe von der EU-Ökokontrolle abmelden und demzufolge nicht mehr in der Betriebsliste der staatlichen Kontrollbehörde nach VO 2092/91 des jeweiligen Bundeslandes geführt werden. Über die Gründe für den Ausstieg deutscher Landwirtschaftsbetriebe aus dem ökologischen Landbau liegen derzeit keine genaueren Kenntnisse vor. Es ist unbekannt, ob die nicht mehr bei der staatlichen Kontrollbehörde gemeldeten Betriebe aus der ökologischen Wirtschaftsweise ausgestiegen sind oder ob die Betriebe gänzlich aufgegeben wurden. Im letzteren Fall wäre von Interesse, ob die Flächen weiterhin ökologisch bewirtschaftet werden. Vor diesem Hintergrund werden folgende Ziele mit dem Vorhaben verfolgt: • Bundesweite Ermittlung der Anzahl an Ausstiegen aus der ökologischen Wirtschaftsweise nach Regionen innerhalb der letzten fünf Jahre bzw. dem Zeitraum, der rückwirkend aufgrund der Datenverfügbarkeit auswertbar ist. • Differenzierung der Ausstiege aus dem Ökolandbau in Rückumstellungen auf konventionelle Wirtschaftsweise sowie Aufgabe des Betriebes. Ermittlung des Flächenverbleibs im Falle der Betriebsaufgabe sowie Differenzierung nach dem Zeitpunkt der Rückumstellung vor, zum oder nach Ablauf der ersten Förderperiode. • Ermittlung der subjektiven Gründe für die gezielten Rückumstellungen auf konventionelle Wirtschaftsweise (folgende Bereiche sind u.a. hierbei zu berücksichtigen: Marktbedingungen, Förderung, Ökokontrolle – z. B. auch die Rolle von Verstößen gegen die EU-Öko-Verordnung, produktionstechnische Probleme, persönliches Umfeld etc.). • Erfassung objektiver Rahmendaten im Umfeld der Rückumstellung, z. B. regionale Besonderheiten für die Produktion, beim Absatz, bei den Förderbedingungen etc. • Erarbeitung von Ansatzpunkten zur Vermeidung von Rückumstellungen zusammen mit den relevanten Akteuren. • Intensiver Transfer der Arbeitsergebnisse in die Praxis, um mit den Projektergebnissen zu einer dauerhaften Ausweitung des ökologischen Landbaus in Deutschland beizutragen. Kurzfassung der Ergebnisse: Der ökologische Landbau verzeichnet in Deutschland seit Ende der 1980er-Jahre eine kontinuierliche Ausweitung. Ein Blick hinter die Wachstumsbilanz verrät jedoch, dass es neben zahlreichen Neueinsteigern auch viele Betriebe gibt, die den Ökolandbau wieder aufgeben. Da für die politisch erwünschte Ausdehnung des ökologischen Landbaus nicht nur weitere Neueinsteiger, sondern auch möglichst wenige Aussteiger erforderlich sind, war es Ziel dieser Arbeit zu untersuchen, welche Betriebe und Motive sich hinter den Ausstiegen verbergen und wie speziell Rückumstellungen verhindert werden können. Dazu wurden die Agrarstrukturdaten ausgewertet, bundesweit über 700 Aussteiger aus dem Ökolandbau schriftlich nach ihren Motiven befragt und zusätzlich 29 persönliche Interviews mit Rückumstellern geführt. Im Zeitraum 2003 bis 2010 stiegen im Durchschnitt 606 Betriebe pro Jahr aus dem Ökolandbau aus. Ein Drittel davon gab den Betrieb auf. Für die Betriebsaufgabe waren in der Regel nicht die ökologische Bewirtschaftung, sondern die fehlende ökonomische Basis und die fehlende Hofnachfolge maßgeblich. Mit der Aufgabe der Betriebe gingen häufig Flächen für den Ökolandbau verloren: 60 % der bisherigen Ökoflächen gingen an konventionell wirtschaftende Landwirte über. Zwei Drittel der Aussteiger kehrten zu einer konventionellen Wirtschaftsweise zurück. Dies entspricht einem durchschnittlichen Anteil von 3,3 % der Ökobetriebe pro Jahr. Relativ hohe Rückumstellungsraten gab es bei den Nebenerwerbsbetrieben, kleinen Betrieben und älteren Betriebsleitern. Überdurchschnittlich stark betroffen waren Schaf- und Ziegenbetriebe sowie Rindermastbetriebe, während Betriebe mit Schwerpunkt Feldgemüse- und Kartoffelanbau eher selten auf eine konventionelle Wirtschaftsweise rückumstellten. In der Regel gab es keinen allein entscheidenden Rückumstellungsgrund. Vielmehr war es meist ein Bündel von persönlichen, betrieblichen sowie externen Faktoren, das die Betriebsleiter zur Rückumstellung bewog. Dabei spielten ökonomische Motive sowie Probleme mit den Ökorichtlinien und -kontrollen häufig eine wichtige Rolle. Die Vielfalt der betrieblichen Rückumstellungs-Konstellationen bedingt, dass es keine zentrale und für alle Betriebe passende Stellschraube zur Vermeidung von Rückumstellungen gibt. Vorgeschlagen wird vielmehr ein Bündel an verschiedenen Maßnahmen, das zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle ökologisch wirtschaftenden Betriebe beiträgt, damit eine Rückumstellung erst gar nicht zu einem betrieblichen Thema wird.

mehr anzeigen weniger anzeigen

Fachgebiete

Erweiterte Suche