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Silvicultura statt Viticultura, Waldbau statt Weinbau (SILVITI)

Projekt


Förderkennzeichen: 28WB102301
Laufzeit: 01.01.2014 - 13.12.2016
Fördersumme: 236.024 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Seit dem Jahr 2000 ist die mit Reben bestockte Fläche in Deutschland rückläufig, zum Beispiel entlang der Mo-sel sank die Anbaufläche um über 20 %. Im gleichen Zeitraum zeichnet sich deutschlandweit ein deutlicher Rückgang der Anzahl an Weinbaubetrieben ab. Dabei zählen gerade die traditionell bewirtschafteten Lagen an den Hängen und oberhalb der Flusstäler zu typischen regionalen Landschaftsbildern, die aufgrund ihrer klein-strukturierten Bauelemente sowie des warm-trockenen Mikroklimas vielen seltenen Pflanzen und Tieren Habitate bieten. Nach einer Auflassung werden Weinberge der natürlichen Sukzession überlassen. Zwar ist es möglich, dass sich nach Aufgabe der Bewirtschaftung ökologisch wertvolle Trockenrasen- und Staudengesellschaften etablieren können, in den meisten Fällen jedoch ist eine Vergrasung oder Verbuschung mit häufig vorkommenden Arten wie Brombeeren (Rubus sp.) zu erwarten. Oftmals folgt dann die Entwicklung einer Baumschicht mit Weiden- (Salix sp.) und Pappelarten (Populus sp.), der Waldkiefer (Pinus sylvestris) oder der fremdländischen, in Weingegenden häufig anzutreffenden Robinie (Robinia pseudoacacia), wodurch der ökologische Wert der Flächen als sehr gering einzustufen ist. Auf Grundlage dieser Ausgangssituation ist das primäre Ziel des Forschungsvorhabens SILVITI, alternative Nutzungsformen für aufgelassene Weinlagen aufzuzeigen. Dabei stehen degradierte und als naturschutzfachlich gering einzuschätzende Flächen im Fokus des Interesses, wirtschaftlich genutzte sowie ökologisch und kulturell hochwertige Lagen bleiben unberührt. Innerhalb des Projekts sollen verschiedene Möglichkeiten geschaffen werden, ökologische und ökonomische Zielsetzungen zu vereinen. Durch die Pflanzung geeigneter Provenienzen der seltenen Laubbaumarten Elsbeere (Sorbus torminalis), Speierling (Sorbus domestica), Mehlbeere (Sorbus aria), Feldahorn (Acer campestre), Wildapfel (Malus sylvestris) und Wildbirne (Pyrus pyraster) sollen diese gezielt gefördert und ihr Fortbestand in Deutschland gesichert werden. Die genannten Spezies zählen zu den wertvollsten heimischen Hölzern und werden aufgrund ihrer hohen Trockentoleranz auch für die Forstwirtschaft immer bedeutender. Langlebige Holzprodukte speichern Kohlenstoff dauerhaft, und leisten somit einen wichti-gen Beitrag zum Klimaschutz. Zusätzlich ist durch die dauerhafte Bestockung ehemaliger Weinberge mit Laubbaumarten auch im Vergleich zu Weinreben ein erhöhtes CO2-Speicherpotential in Böden und Biomasse gegeben. Zusätzlich lassen sich vor allem aus den Wildobst- und Sorbus-Arten edle und hochpreisige Obstbrände erzeugen. Somit werden neue wirtschaftliche Anreize geschaffen die aufgelassenen Weinbergslagen extensiv zu nutzen, und zugleich ökologisch überaus wertvolle Laubbaumarten zu fördern. Arbeitsziele 1. Förderung der teilweise sehr seltenen Laubbaumarten Elsbeere, Speierling, Mehlbeere, Feldahorn, Wildapfel und Wildbirne im ursprünglichen Verbreitungsgebiet unter Erhöhung der biologischen Vielfalt und der Erhaltung forstgenetischer Ressourcen. 2. Erhalt der für die Kulturlandschaft typischen Strukturen und deren wertvollen ökologischen Nischen. 3. Identifikation anpassungsfähiger und standortgerechter Provenienzen dieser Arten, die auch zukünftig auf warmen und trockenen Standorten wertvolles Holz produzieren und zur Stabilität von Waldökosystemen und Kulturlandschaften beitragen. 4. Etablierung von alternativen, wirtschaftlichen und für die weitere praktische Umsetzung geeigneten Nutzungsformen für aufgelassene Weinberge sowie Erarbeitung von konkreten Handlungsempfehlungen für interessierte Akteure. 5. Langfristige Speicherung von Kohlenstoff durch die Bereitstellung von Wertholz und dessen Verarbeitung in langlebige und wertvolle Holzprodukte.

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Fachgebiete

Ausführende Einrichtung

Professur für Waldbau

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