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Biphenyl in Muskatnuss – Ursachenforschung zur Klärung erhöhter Gehalte in Hinblick auf exogene Eintragungsquellen

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: AiF 18130 N
Laufzeit: 01.01.2015 - 31.12.2017
Fördersumme: 249.000 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Biphenyl (E 230) wurde im Lebensmittelbereich u.a. als Fungizid zur Schalenbehandlung bei Citrusfrüchten eingesetzt. Seit 2005 sind biphenylhaltige Fungizide in der Europäischen Union nicht mehr zugelassen. Entsprechend wurde der Grenzwert von Biphenyl für Gewürze und andere Lebensmittel mit 0,01 bzw. später mit 0,05 mg/kg festgelegt. Kontrollen ergaben aber, dass Muskatnüsse aus fast allen Ursprungsländern Biphenyl-Konzentrationen aufweisen, die weit über dem Grenzwert liegen, lediglich in Muskatnüssen aus Grenada und einigen Proben aus Sri Lanka war Biphenyl nur in Spuren enthalten. Als Konsequenz empfahl die EFSA (European Food Safety Authority), den Grenzwert von 0,05 auf 1,0 mg/kg heraufzusetzen, um zu vermeiden, dass alle auf dem Markt befindlichen Muskatnuss-Chargen aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Da die Produktion in Grenada aufgrund der Zerstörungen durch den Hurrikan Ivan 2004 fast vollständig zum Erliegen gekommen ist, stellt ein Ankauf von Muskatnüssen aus Grenada für absehbare Zeit keine Alternative dar. Ein von der EFSA veröffentlichtes Monitoringprogramm zeigte, dass von 105 untersuchten Muskatnuss- und Macisproben lediglich 19 den ursprünglichen Grenzwert für Kräuter und Gewürze von 0,05 mg/kg nicht überschritten. Um die Ursachen dieser übergreifenden Belastung ermitteln zu können, müssen verschiedene exogene Kontaminationspfade überprüft werden. Zum einen könnte es sich bei der Belastung um Rückstände von illegal eingesetzten Biphenyl-Fungiziden handeln, zum anderen besteht die Möglichkeit, dass die Betriebe aufgrund einer früheren Biphenyl-Verwendung so stark kontaminiert sind, dass diese Rückstände noch immer zu erhöhten Gehalten in den Samen führen. Weiterhin sind Kontaminationen aus belastetem Wasser, Düngemittel oder belasteter Luft möglich. In diesen Fällen müsste das aufgenommene Biphenyl in der Pflanze in die wachsenden Samen transportiert und dort akkumuliert werden. Muskatnüsse werden nur auf Grenada in Plantagen angebaut, während in Asien die Bäume in privaten Hausgärten kultiviert werden oder wild wachsen. Letzteres macht eine durchgängige illegale Behandlung mit unerlaubten Pflanzenschutzmitteln beim Anbau unwahrscheinlich. Die nach bisheriger Erkenntnis unterschiedlich starke Belastung von Muskatnüssen aus Grenada und anderen Anbauregionen lässt vermuten, dass die Kontamination durch die verschiedenen Produktionsbedingungen sowie durch Unterschiede in den Nachernte- und Behandlungsprozessen beeinflusst sein könnte. Die Trocknung erfolgt in Grenada auf überdachten Trocknungsgittern und die Ware wird meist in Jutesäcken exportiert. In Indonesien hingegen wird in der Sonne unter freiem Himmel getrocknet und die Ware wird üblicherweise in Polypropylen-Säcken exportiert. Es ist möglich, dass es im Zuge dieses Trocknungsprozesses zu illegalen Fungizideinsätzen, z.B. durch eine direkte Biphenyl-Applikation oder durch biphenylhaltige Folien, kommt, um einen möglichen Befall mit Schimmelpilzen zu verhindern. Aufgrund der besonderen Struktur des Muskatnuss-Handels über Zwischenhändler kann eine weitere Kontaminationsmöglichkeit durch illegalen Fungizideinsatz nicht ausgeschlossen werden. Die Zwischenhändler kaufen die geernteten Muskatnüsse, lagern sie und verkaufen sie an Exporteure. Auch hier könnte Biphenyl illegal eingesetzt werden, um z. B. einer Aflatoxin-Kontamination vorzubeugen. Weiterhin wurde festgestellt, dass Macis tendenziell höhere Biphenylgehalte aufweist als die Nüsse. Dieser Befund spricht dafür, dass das Biphenyl aus dem Boden aufgenommen und in bestimmten Organen akkumuliert wird. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Ursachen für das Auftreten von Biphenyl in Muskatnüssen und Muskatblüte (Macis) zu untersuchen und aufzuklären. Zur Klärung des Sachverhaltes werden zunächst ausschließlich exogene Kontaminationsquellen untersucht und wissenschaftlich bewertet.

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