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Betriebsspezifische Strategien zur Reduzierung von Umweltauswirkungen durch Verbesserung von Gesundheit, Wohlergehen und Fütterung von Bioschweinen (ProPIG)

Projekt


Förderkennzeichen: 2811OE025, FLI-ITT-08-Ce-0012
Laufzeit: 01.11.2011 - 28.02.2015
Fördersumme: 156.163 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Robuste und konkurrenzfähige ökologische Schweineproduktion muss sich durch niedrige Umweltauswirkungen und gute Tiergesundheit und -wohlergehen auszeichnen. Verbesserungen von Gesundheit und Wohlergehen sollten theoretisch Umweltauswirkungen reduzieren, jedoch wurde dies bisher nicht auf Praxisbetrieben verifiziert. Das Ziel dieses Projektes ist es, den Zusammenhang von Tiergesundheit und Wohlergehen mit Fütterung und Umweltauswirkungen auf Bioschweinebetrieben zu untersuchen, und ein Werkzeug zur Verbesserung dieser Bereiche zu entwickeln und zu verbreiten. Nach der Entwicklung des Erhebungsprotokolles wird auf je ca. 33 Betrieben pro Haltungssystem (Freiland / teilweise Freiland / Stallhaltung mit Betonauslauf) in zehn europäischen Ländern eine Querschnittsstudie und eine prospektive Kohortenstudie durchgeführt werden. Die Umweltauswirkungen werden mit Ökobilanzen und Nährstoffbilanzen auf Betriebs- und Freilandflächenniveau erfasst werden. Tiergesundheit und Wohlergehen werden anhand von klinischen Beurteilungen und ausgewählten Verhaltensparametern beurteilt werden. Die Ergebnisse werden den LandwirtInnen in Form eines Berichtes vorgestellt, anhand dessen der/die LandwirtIn betriebsspezifische Ziele und Maßnahmen festlegen wird. Diese werden in einem individuellen Betriebsplan dokumentiert, welcher nach einem Jahr nachbearbeitet wird, um eine kontinuierliche Verbesserung zu ermöglichen. Die statistische Auswertung wird Faktorenanalyse, multiple Korrenspondenzanalyse und multivariate gemischte Modelle umfassen. Die betriebsspezifischen Strategien werden anhand der Bewertung der Verbesserung des Betriebes in den gemessenen Parametern über 12 Monate evaluiert werden. Schwerpunkt der Ergebniskommunikation werden neben den betriebsspezifischen Plänen ein Entscheidungshilfe-Werkzeug für die Verbesserung von Umweltauswirkungen und eine Zusammenfassung von erfolgreichen Verbesserungsmaßnahmen in Form von Handlungsempfehlungen sein.

Das Projekt ProPIG wurde von 9 Partnern aus 8 Ländern (AT, CH, CZ, DE, DK, FR, IT, UK) durchgeführt. Es hatte zum Ziel, Wohlergehen und Umweltauswirkungen von Bioschweinen zu untersuchen. Dabei wurde folgendes Vorgehen angewandt: • Definition und Vergleich der drei Haltungssysteme Stallhaltung mit Auslauf (ST), teilweise Freilandhaltung (TF) und Freilandhaltung (FR). • Entwicklung von Standard-Protokollen für Futter- und Bodenproben sowie Datenerhebung und Rückmeldung („Health and welfare planning“). • Entwicklung von Standard-Protokollen zur Tierbeurteilung bezüglich Wohlergehen basierend auf WelfareQuality® und CorePIG. Diese wurden zusammen mit Erhebungsbögen für Umweltauswirkungen, Fütterung und Leistung integriert in eine • Software zur automatischen Erhebung und Rückmeldung von Daten („PigSurfer“ = PIG SURveillance, FEedback and Reporting). Diese Software ermöglichte die sofortige Rückmeldung der auf einem Betrieb erhobenen Daten inklusive Benchmarking. • Erhebung von Daten in drei Besuchen auf insgesamt 74 Betrieben (AT: 16, DE: 16, DK: 11, CH: 9, CZ: 1, FR: 4, IT: 9, UK: 8) nach Beobachtertraining. Beim ersten Besuch wurden der/die LandwirtIn interviewt, Tiere beurteilt, Behandlungs- und Leistungsdaten erfasst und Futter- und Bodenproben gesammelt. Die Ergebnisse wurden beim zweiten Besuch mit dem/der LandwirtIn besprochen und betriebsspezifische Ziele und Maßnahmen festgelegt. Beim dritten Besuch konnten mit Hilfe der PigSurfer-Software innerhalb eines Besuchstages Tiergesundheit, Wohlergehen und Fütterung erfasst und in Form von Betriebsberichten mit Benchmarking über alle 74 Betriebe rückgemeldet werden. Im Projekt wurden zwei Praxis-Tools für LandwirtInnen und BeraterInnen entwickelt: • Ein Katalog mit Verbesserungsstrategien für Gesundheit und Wohlergehen wurde basierend auf Expertenwissen und den von den LandwirtInnen angewendeten Verbesserungs-Maßnahmen zusammengestellt. Dieser steht in Form eines ringgebundenen robusten Handbuches für den täglichen praktischen Einsatz zur Verfügung. • Weiterhin wurde eine „Entscheidungshilfe zur Reduzierung von Umweltauswirkungen“ in Form einer interaktiven MS Excel®-Datei entwickelt. Diese identifiziert mögliche verbesserungsbedürftige Bereiche eines Betriebes, schlägt Maßnahmen vor und weist auf weitere, detailliertere Informationsquellen hin. Generell wurden auf den meisten besuchten Betrieben in den erhobenen Parametern wenige Probleme bezüglich Gesundheit und Wohlergehen festgestellt. Nur bei einigen wenigen Parametern (z.B. Vulva-Vernarbungen durch vorhergehende Verletzungen) bestand system-unabhängig Verbesserungsbedarf auf einzelnen Betrieben. Beim Vergleich der drei Systeme hatten FR-Absetzer und FR-Mastschweine bessere Atemwegs-Gesundheit und weniger Durchfall, sowie FR-Sauen weniger MMA und Lahmheit als ST-Tiere. In TF gab es ebenfalls teilweise weniger Probleme, z.B. weniger lahme Sauen. Bezüglich Produktivität unterschied sich die Saugferkelsterblichkeit nicht zwischen den Systemen, jedoch war die Sterblichkeit von Mastschweinen niedriger in ST als in TF. Die Ergebnisse des Life Cycle Assessment (LCA) des Treibhauspotentials (GWP) wurden vor allem durch die Mastschweine-Fütterung beeinflusst. GWP variierte mehr innerhalb der Haltungssysteme als zwischen Haltungssystemen, was darauf hinweist, dass in allen Systemen niedrige GWP-Werte erreicht werden können. TF-Betriebe schnitten hinsichtlich Versauerungspotential (AP) besser ab als ST-Betriebe, und hinsichtlich Eutrophierungspotential (EP) besser als FR-Betriebe. Basierend auf den gesamten Umweltauswirkungen wurden drei Cluster mit “hohen”, “mittleren” und “niedrigeren” Umweltauswirkungen identifiziert. Dabei befanden sich ähnlich viele Betriebe aus jedem System in jeder Klasse. Die drei Systeme unterschieden sich nicht bezüglich ihrer N-Bilanzen. Nach einer Cluster-Analyse wurde N-Import durch Zukauf von Futter als Haupteinfluss-Faktor identifiziert. ST-Betriebe hatten signifikant niedrigere P-Bilanzen als TF und FR. Weder beim Vergleich der LCA-Cluster bezüglich einzelner tierbezogener Parameter oder bezüglich eines “Gesundheits- und Wohlergehens-Score”, noch bei Korrelation von AP, EP, und GWP mit dem Score wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen Gesundheit, Wohlergehen und Umweltauswirkungen gefunden. Die betriebsindividuellen Verbesserungsstrategien wurden anhand von Meinungsfragebögen sowie Änderung in den erhobenen Parametern zwischen den beiden Erhebungen evaluiert. Im Median setzten sich die Betriebe jeweils 2 Ziele (Spanne: 1 bis 4). Dabei wurden die Bereiche Fruchtbarkeit, Fütterung, Gesundheit und Verletzungen am häufigsten ausgewählt. Insgesamt wurden 74,8 % der geplanten Maßnahmen teilweise oder ganz umgesetzt und 81,6 % der Ziele teilweise oder ganz erreicht.

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