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Produktketten aus Niedermoorbiomasse in Niedersachsen

Projekt

Klimawandel

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Klimawandel


Förderkennzeichen: TI-AK-08-PID2306
Laufzeit: 01.09.2019 - 31.12.2022
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Wie können Emissionsminderung, Nährstoffrückhalt und Biomasseerträge in Niedermoor-Paludikulturen optimiert werden?
Der Großteil der Moore in Deutschland wurde u.a. für die Landwirtschaft entwässert und trägt somit entscheidend zu den Emissionen von Treibhausgasen (THG) aus landwirtschaftlichen Flächen bei. Eine Möglichkeit zur Verringerung der THG-Emissionen ist die sogenannte „Paludikultur“, d.h. die Land- oder Forstwirtschaft von wiedervernässten Mooren unter naturnahen hydrologischen Bedingungen. Die Wiedervernässung derzeit entwässerter Moore mit anschließender Nutzung als Paludikultur führt im Optimalfall zur Konservierung des gespeicherten Kohlenstoffs, jedoch fehlen bisher Daten für Paludikulturen an Niedermoorstandorten. Für solche Standorte sind v.a. Arten vielversprechend, aus denen Rohmaterial für Baustoffe gewonnen werden kann. In diesem Projekt werden Phragmites australis (Schilf), Typha angustifolia (Schmalblättriger Rohrkolben) und Typha latifolia (Breitblättriger Rohrkolben) untersucht. Für Schilf besteht bereits ein Markt, da es traditionell zur Dacheindeckung genutzt wird. Schmalblättriger Rohrkolben kann für die Herstellung von Dämm- und Bauplatten verwendet werden. Entsprechende Dämmplatten haben eine günstige spezifische Wärmeleitfähigkeit, weisen sehr gute statische Eigenschaften auf und benötigen keine bioziden Zusätze. Breitblättriger Rohrkolben eignet sich für eine Einblasdämmung und als Faserverstärkung zur Armierung von Putzen. Obwohl anzunehmen ist, dass Niedermoorpaludikulturen eine klimaschonende Landnutzungs­alternative darstellen, liegen im Gegensatz zu Hochmoorpaludikulturen (Sphagnum-Farming) bisher erstaunlicherweise kaum Daten zum THG-Austausch vor. Durch Anhebung der Wasserstände an die Geländeoberkante werden die CO2-Emissionen verringert und im Optimalfall dient der Standort als Senke für Kohlenstoff und Stickstoff. Die Emissionen von Methan (CH4) aus wiedervernässten und insbesondere – wie für Typha angustifolia ideal – überstauten Standorte sind dagegen schwieriger zu prognostizieren. Hohe CH4-Emissionen können durch das Aerenchymgewebe vieler Feuchtgebietsarten gefördert werden. Daneben ist der durch vorherige Entwässerung stark gestörte Oberboden bzw. frisch gebildetes Sediment eine wichtige Quelle hoher CH4-Emissionen und auch rückgelösten Phosphors. Ein Oberbodenabtrag z. B. zur Einebnung von Flächen und zur Gewinnung von Material zum Bau von Dämmen kann dagegen einen Nährstoffentzug sowie eine Minimierung der CH4-Emissionen und möglicher Phosphorausträge bewirken. Andererseits ist das Wachstum von Rohrkolben aufgrund eben dieses Nährstoffentzugs ungünstiger als auf Flächen ohne Oberbodenabtrag. Auch ist die Auswirkung einer Beerntung auf die CH4-Emissionen bisher unklar, da einerseits durch die Ernte der Biomasse die Bildung frischer Sedimente verringert werden könnte, anderseits auch bei einer Ernte Verluste auftreten, die im Falle von frischer Biomasse besonders leicht für die Methanbildung verfügbar sind. Somit ist die gleichzeitige Optimierung von Erträgen und Minimierung von CH4-Emissionen und Nährstofffreisetzung eine komplexe Herausforderung.

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