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Von der Theorie in die Anwendung: Erprobung des alternativen Fischerei Management Ansatzes der RTI-Tarife mit echten Daten aus der gemischten Grundfisch-Fischerei der westlichen Ostsee

Projekt

Ländlicher Raum

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Ländlicher Raum


Förderkennzeichen: TI-OF-08-PID1720
Laufzeit: 01.03.2015 - 01.09.2018
Forschungszweck: Bestandsaufnahme & Abschätzung

Fischer schätzen ihre Freiheit sehr. Und doch müssen ihre Aktivitäten immer auch den Grundsätzen der Nachhaltigkeit entsprechen. Die diesbezüglichen politischen Ziele betreffen sowohl die kommerziell genutzten Bestände als auch das marine Ökosystem. Wir erforschen erstmals mit Daten aus der echten Fischerei die Anwendbarkeit eines neuartigen Fischerei-Managementansatzes basierend auf aktuellen Technologien, der beides erreichen soll: Flexibilität für Fischer und Nachhaltigkeit. Hintergrund: Das traditionelle Fischereimanagement reagiert eher wenig auf die kleinskalig räumlich und zeitlich variierende Verteilung von Fischbeständen. Häufig handelt es sich um ein Ein-Arten-Management, das jährliche Fangquoten für relativ große Managementgebiete festsetzt. Doch mit der Entwicklung neuer Technologien ergeben sich auch neue Möglichkeiten für ein räumlich und zeitlich präzises Fischerei-Management. Mit der verpflichtenden Einführung des sogenannten „Vessel Monitoring Systems“ (VMS) für Fahrzeuge größer 12 m Länge, einem automatischen, satellitengestützten Überwachungssystem, und in Verbindung mit elektronisch geführten Logbüchern, können die räumliche und zeitliche Verteilung des Fangaufwands und Fänge spezifisch für verschiedene Fisch-Arten sowie Fischerei-Geräte und -Métiers viel genauer nachvollzogen und analysiert werden als es zuvor möglich war. Dies ermöglicht eine Anpassung des Fischerei-Managements, um quasi „in Echtzeit“ bspw. das Auftreten von Laichaggregationen oder die Überlappung sensibler und kommerzieller Arten zu berücksichtigen. Ein solcher Ansatz (genannt „RTI“ (Real-Time Incentives)) befindet sich seit 2011 in konzeptioneller Entwicklung (Kraak et al. 2012). Die Anwendbarkeit des RTI-Ansatzes wird nun erstmalig mit echten Daten erprobt. Untersucht wird die bodenberührende Fischerei der westlichen Ostsee, eine gemischte Fischerei mit Dorsch als Zielart und diversen Plattfischen als nur teilweise wertvollem Beifang. Ziel des Projekts ist es, anhand dieses Fallbeispiels einen Lösungs-Ansatz für ein erfolgreiches ökosystembasiertes Fischerei-Management zu entwickeln, bei dem ungewollte Beifänge minimiert werden. Der RTI-Ansatz integriert sowohl fischereiliche als auch umweltpolitische Zielsetzungen in einem Tarif, den sogenannten „Real-Time Incentives“. Damit kann der gesamte Einfluss der Fischerei auf das marine Ökosystem mittels einer einzelnen „Währung“ gemanagt werden. Auf diese Weise wird zugleich ein Anreizsystem für die Fischer geschaffen, ihren negativen Einfluss auf das Ökosystem zu minimieren, da diese nun als „Kosten“ direkt auf sie zurück fallen. Unter dem RTI Ansatz wird das Managementgebiet mit einer hohen räumlichen Auflösung in viele einzelne „Zellen“unterteilt. In jeder dieser Zellen fallen jeweils unterschiedlich hohe „Kosten“, sprich RTI-Tarife, für die dort stattfindende Fischerei an, wobei verschiedene fischerei- und umweltpolitische Zielsetzungen integriert werden können. Der natürlichen Bewegung von Fischbeständen Rechnung tragend werden diese Tarife regelmäßig (z.B. wöchentlich) aktualisiert. Diese Information über räumlich und zeitlich variierende Fängigkeit der Arten basiert auf Echtzeit-Daten aus der kommerziellen Fischerei oder aus wissenschaftlichen Surveys. Für die Verwendung der Daten aus der kommerziellen Fischerei werden VMS (Vessel Monitoring System)- und Logbuch-Daten miteinander verschnitten (Gerritsen and Lordan 2011). Dargestellt werden die RTI-Tarife auf farbkodierten Karten, anhand deren jeder Fischer frei entscheiden kann, wann und wo er fischen möchte, bis seine jährliche RTI-Quote erschöpft ist. Der für die Fischer jährlich verfügbare Betrag an RTIs orientiert sich hierbei an international abgestimmten Zielwerten für die fischereiliche Sterblichkeit des jeweiligen Bestandes entsprechend wissenschaftlicher Empfehlungen. Die Tarife können Metier- oder auch Geräte-spezifisch gestaltet werden, sodass Fischereien mit geringeren negativen Einflüssen (z.B. durch eine hohe Selektivität) profitieren. Traditionelle Fangquoten würden durch dieses System vollständig ersetzt werden.

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