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Fit für den Klimawandel – Maßnahmen für eine nachhaltige, naturnahe Anpassung feuchter Wälder im Münsterland an Klimaveränderungen - Waldgürtel MS

Projekt


Förderkennzeichen: 28WA100101
Laufzeit: 01.01.2014 - 31.12.2016
Fördersumme: 2.974.085 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Im geplanten Projekt „Fit für den Klimawandel - Maßnahmen für eine nachhaltige, naturnahe Anpassung feuchter Wälder im Münsterland an Klimaveränderungen“ sollen bis zu 4.000 ha Waldfläche südlich von Münster hydrologisch untersucht und in geeigneten Teilbereichen durch die Wiederherstellung naturraumtypischer Wasserverhältnisse fit für den Klimawandel gemacht werden. Ziel ist es, Wald auf überwiegend feuchten Standorten gegenüber den zu erwartenden Folgen des Klimawandels zu stabilisieren und eine möglichst effektive langfristige Fixierung von CO2 zu erreichen. Die geplanten Untersuchungen sind modellhaft angelegt, so dass sie sich auf andere Bereiche der Bundesrepublik Deutschland mit vergleichbaren Standortverhältnissen übertragen lassen. Das Projekt wird durch die NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V. in Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW durchgeführt. Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation soll durch die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Landschaftsökologie, erfolgen. Die Einbeziehung aller relevanten Stakeholder ist vorgesehen. Wälder erfüllen wichtige Klimafunktionen. Zum einen sind sie als Kohlenstoffspeicher und -senke weltweit von immenser Bedeutung. In der oberirdischen Biomasse und im Waldboden können, besonders in strukturreichen, naturnahen Wäldern, große Mengen CO2 festgelegt werden. Zum anderen haben Wälder eine stabilisierende Wirkung auf das regionale Klimageschehen und mildern die lokalen Auswirkungen von Witterungsextremen wie Regenphasen oder Hitzewellen ab. Nach aktuellen Klimaprognosen sind für Teile der Bundesrepublik Deutschland zukünftig im Sommerhalbjahr voraussichtlich länger anhaltende Trockenperioden zu erwarten. Wälder auf bislang feuchten Standorten würden dadurch phasenweise deutlich trockeneren Standortbedingungen ausgesetzt werden. Bäume sind durch ihre Standortgebundenheit und Langlebigkeit von schnellen Änderungen der Umweltbedingungen besonders betroffen. Ganze Waldbereiche könnten so destabilisiert werden. Durch gezielte Maßnahmen im Projektgebiet soll die Sicherung von Moorwäldern, Revitalisierung von Auenwäldern und Optimierung von Feuchtwäldern erreicht werden. Maßnahmen sollen z. B. der Rückbau des Entwässerungssystems, die Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens der Böden sowie eine Redynamisierung von Auenstandorten sein. Hiervon sollen insbesondere wertvolle Eichen-Ulmenwäldern, an staunasse Böden angepasste Stieleichen-Hainbuchenwälder und Moorwälder profitieren. Langfristige CO2-Fixierung kann durch die Förderung und dauerhafte Sicherung des Tot- und Altholzanteils, die Entwicklung weniger klimastabiler Waldbestände in besser angepasste naturnahe Bestände auf Feuchtstandorten sowie durch Erstaufforstungen erfolgen. Einen weiteren Beitrag zur langfristig ausgerichteten CO2-Speicherung soll die Reaktivierung eines rd. 27 ha großen Hochmoortorfkörpers im Projektgebiet leisten. Alle Maßnahmen sollen gleichzeitig zur Stabilisierung und Erhöhung der Biodiversität, Naturnähe und Strukturvielfalt beitragen. Seltene und oftmals bundesweit gefährdete Arten wie z. B. Feuersalamander, Kreuzotter, Mittelspecht und Wespenbussard profitieren davon. Ein begleitendes Monitoring soll auf zwölf Referenzflächen stattfinden. Völlig aus der Nutzung genommene Wildnisgebiete werden im Vergleich zu forstlich genutzten Flächen auf ihre Kohlenstoffbilanz und Biodiversität hin untersucht. Weiterhin sollen die Auswirkungen der durchgeführten Maßnahmen modellhaft über den Projektzeitraum hinaus untersucht werden. Diese Referenzflächen sollen Teil eines bundesweiten Referenzflächennetzes werden, für das im Rahmen des Projektes durch Evaluierung und wissenschaftliche Begleitung möglichst bundesweit anwendbare Standarduntersuchungsmethoden entwickelt werden sollen. Weitere modellhafte Untersuchungen zur Auswirkung der Steigerung des Alt- und Totholzanteiles sowie zur Anpassungsfähigkeit von Baumarten, insbesondere der Stieleiche, an sich verändernde Bodenwasserverhältnisse sind geplant. Große Teile des Waldes in Deutschland sind in Privatbesitz. Privatwaldbesitzern in der Projektregion soll fachliche, forstwirtschaftliche Beratung in Bezug auf klimarelevante Optimierungen ihrer Waldbestände angeboten werden. Hierzu sollen Informationsveranstaltungen in Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz entwickelt und durchgeführt werden. Die entwickelten Schulungsmaterialien sollen auch weit über die Projektregion hinaus Anwendung finden können. Auf freiwilliger Basis können sich Besitzer von Privatwald in der Modellregion mit ihren Flächen an den Projektzielen beteiligen und von den Untersuchungen und Maßnahmen profitieren. Die Entwicklung von bundesweit einsetzbaren Schulungsunterlagen für Kinder verschiedener Altersstufen soll das Verständnis der heranwachsenden Generation für die Bedeutung unserer Wälder vor dem Hintergrund des Klimawandels schärfen und eigene Handlungsspielräume aufzeigen. Eine Fachtagung, intensive Öffentlichkeitsarbeit mit Informationsmaterial und verschiedenen Veranstaltungen sowie ein Klimalehrpfad sind geplant, um die Ergebnisse des Projektes und die Bedeutung der Klimaleistung unserer Wälder zu den verschiedensten Interessengruppen zu transportieren.

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